Katharsis & Bliss – Myrninerest in der Matthäuskirche

Matthäuskirche Luzern, Samstag, 23.2.2013: Das Konzert der Briten zeigte eindrücklich, zu was Musik fähig ist. Die Matthäuskirche war dafür der ideale Ort.

«Jhonn, Uttered Babylon» ist das Werk, das die Band mit dem klingenden Namen Myrninerest in der Luzerner Matthäuskirche aufführte. Wie Veranstalter Remo Soland auf Radio 3fach sagte, nach London und Berlin erst zum dritten Mal. «Jhonn» ist Jhonn Balance, ehemaliges Psychic-TV-Mitglied und beteiligt an Current 93, Death in June, Nurse with Wound. Vor allem aber Gründer und Hälfte der stilbildenden Experimentalband Coil (neben Peter Christopherson, u.a. Psychic TV). Balance, der zeitlebens mit Alkoholismus und Depressionen zu kämpfen hatte, verstarb 2004 auf dem Weg ins Krankenhaus, nachdem er in seinem Haus betrunken eine Treppe runtergefallen war. Myrninerest rief sein langjähriger Freund und Mitstreiter David Tibet (Current 93) eigens für den Tribut an Balance ins Leben. Zusammen mit Gitarrist James Blackshaw und drei anderen Musikern. Ergänzend zum Konzert lief in der Matthäuskirche ein Balance-Kunstfilm von Davide Pepe. Tibet singt, rezitiert, beschwört. Ist Poet, Prophet, Besessener, Schamane, Reiniger. Im Hintergrund zwei Männer, die in der Einöde stehen, Wolken jagen über ihren Köpfen vorbei. Die Kunst von Myrninerest ist Katharsis und Seeligkeit in einem. Neofolk, der auf Blackshaws Zupfgitarrenspiel und Harmonium basiert, unterstützt von Geige, Piano und Perkussion. Nirgends passte diese Musik besser hin als an einen sakralen Ort. Myrninerest machen Türen auf. Türen zu Zuständen, die sonst unzugänglich sind. David Tibet, einst Mitglied im zeitweilig von Aleister Crowley geprägten Ordo Templi Orientis, amtet dabei als Vermittler zwischen den Sphären.

Für mehr Informationen zum Projekt, Balance und Tibet sei diese Sendung von Radio 3fach empfohlen. Das Album gibt es hier zu hören.