Kaltes Wetter, warme Klänge

Chäslager Stans, 21.02.18: Der Luzerner Singer-Songwriter Long Tall Jefferson machte diesen Mittwoch im Stanser Chäslager halt und zog Menschen aus allen Altersgruppen in die warme Chäslager-Stube.

Die Kulturszene in Stans blüht und gedeiht. Auch wenn man sich als Stadtluzerner vielleicht ein wenig davor scheut, den Weg mit der Zentralbahn in Richtung Berge auf sich zu nehmen, es lohnt sich eben doch meistens. So konnte man sich beispielsweise über Ausrufe wie «Weiss de Güggel» erfreuen.

Wer nun, aufgrund der fehlenden Vielfältigkeit von Instrumenten, annahm, dass es wohl ein eher eintöniges Konzert werden würde, lag vollkommen daneben. Denn auch ohne viel Equipment erschuf Simon Borer aka Long Tall Jefferson eine raumfüllende Klangwelt. Wenn man mit der Stimme eine Trompete nachahmen kann, wer braucht dann schon eine sperrige, echte Trompete?

Seit 2016 spielte der Luzerner Musiker bereits 150 Konzerte in ganz Europa. Ist man so viel unterwegs, dann reist man am besten so leicht wie möglich. Die einzig anderen physischen Instrumente waren vielleicht auch deshalb nur Mundharmonikas. Diese wurden aber gekonnt eingesetzt und verliehen den Songs zusätzlich einen gewissen Bob-Dylan-Charme. Auch hatte das Chäslager eine gewisse White-Horse-Tavern-Atmosphäre, in der die Dichter der Beat Generation früher rumgehangen sind.

Ebenfalls zu hörende Einflüsse waren die von Conor Oberst. Genau wie der Sänger von The Bright Eyes erzählte Long Tall Jefferson tröstende und gleichzeitig unterhaltsame Geschichten mit einer anklagenden Stimme, untermalt von gezupften Gitarrenklängen. Unter anderem handelten die Geschichten von schlechten Tagen, Herz-Schmerz und einem Traum über ein Flugzeug, das nach nassen Putzlappen roch und nach Traum-Logik schon mal abgestürzt sein musste.

Zwischen den Songs liess Long Tall Jefferson das Publikum an seinen ganz persönlichen Songwriting-Geschichten teilhaben. Wie die Songs entstanden sind oder wie Hausschlüssel den Weg in die Aufnahmen eines seiner Lieder gefunden haben. Immer gepaart mit viel trockenem Witz und einem verschmitzten Lächeln.

Inspiriert von den «Westvillage Wednesdays», die an gewissen Mittwochen im Chäslager die Legenden des Greenwich Village aufleben lassen, gab sich Long Tall Jefferson dann auch noch dem Covern von 1960er-Hits hin. Eine Version vom «Cocaine Blues» oder von «These Days» (Nico, The Velvet Underground) etwa.

Ein Konzert, das eine Vielfältigkeit von Jahrgängen im Publikum und von Stilelementen beim Musiker bot, hinterliess rundum Begeisterung und entliess alle Involvierten mit einem wohlig-warmen Gefühl zurück in die Kälte.