Jazzi/DC-Night zum 20. Geburtstag

Jazzkantine Luzern, 28.10.2017: 20 Jahre Jazzkantine – das wird gefeiert und erst noch für einen guten Zweck. Der Luzerner Verein Benekids veranstaltete zusammen mit Musiker-Wirt Domi Meyer eine AC/DC-Nacht, an welcher eine grosse Bandbreite von Musizierenden und Stilen zusammenkam.

Zum zwanzigjährigen Bestehen der Jazzkantine verliehen 16 Bands aus Luzern und Umgebung jeweils zwei Songs der australischen Hardrock-Band AC/DC ihren eigenen Touch. Pop, Rock, Metal, Bluegrass, Jazz und gar experimentellen Elektro brachten sie auf die Bühne.

danach davor

«Das Thema des Abends war klar, doch es ist selten, dass eine solche Bandbreite von verschiedenen Musikstilen zusammenkommt», meinte Domi Meyer darauf angesprochen. Zusammen mit Jesús Turino, Sänger und Gitarrist von Jet Turino und zugleich Mitglied des ehrenamtlichen Vereins Benekids, organisierte er die «DC Night». Benekids engagiert sich für Kinder aus benachteiligten Familien und fördert für sie kulturelle Projekte. Der Erlös aus dem aktuellen Anlass wird dem Paradiesgässli Luzern gespendet, um das Sommerlager für Kinder suchtbetroffener Eltern zu finanzieren.

heissi

HPPAM

Den Startschuss des Abends gab Rafi Woll mit Schlagzeug, Gitarre, Gesangsmik und Loopgerät: eine gelungene «Back in Black»-Interpretation. Heissi/Schiissi (bitte auf Berndeutsch, dann reimt es sich auch) machten den Anschluss mit «Can I Sit Next To You Girl» und «Stiff Upper Lip». Nach den zwei Songs hiess es wieder Umbaupause. In jener moderierte Tschuppi, ehemaliger Musikchef von Radio Pilatus und Inhaber der Tschuppi’s Wonderbar, welcher durch den ganzen Abend führte. Dann kommen HP Pam auf die Bühne: Alen Hodzic (dr) und HP Pfammatter am Keyboard. In Anbetracht des Tastengeräts liess sich Tschuppi ein Sprüchlein nicht nehmen: «Angus Young (wahrscheinlich meinte er Bon Scott) hätte sich im Grab umgedreht…» – dabei rockten die verzerrten Synthieklänge zu Schlagzeug nicht wenig!

Ivo Bättig

gasser

Nach zwei Songs wieder Umbau. Zuerst fiel es schwer, in den Konzertgroove reinzukommen. Als Ivo Bättig alias Aerodrum «Ride on» anstimmte – eine der wenigen AC/DC-«Balladen», war man aber drin. Sehr gefühlvoll brachte er den Song rüber, den die Australier selbst nur einmal live gespielt haben sollen. Auch Luke Gasser zeigte einige Stunden später ruhigere AC/DC-Interpretationen:  «Little Lover» und «Love Wire» mit Gitarre und Mundharmonika. Für eine erneut experimentell-elektronische Note sorgte Sänger Bruno Amstad hinter einem Synthesizer-Laptop-Mischpult-Setup, während Schlagzeuger Marc Halbheer sowie Bassist Florian Bolliger und Gitarrist Christian Zatta  «Highway to Hell» und «Thunderstruck» verjazzten. Hier fragte man sich jedoch, wie sehr die Interpretation der Songs und das Gefühl hierfür gegenüber dem möglichst komplexen Spiel des Schlagzeugs und der Gitarre gewichtet wurden. Es fiel schwer, den Groove zu spüren.

mortal

pulver

turino

Ophelia’s Iron Vest stimmten Country an mit Banjo, Gitarre, Kontrabass und «Schnorregiige», was die Leute nach vorne holte. So richtig ging es bei den beiden Metalbands Mortal Factor und Charing Cross ab. Erstere growlten mit schweren Gitarren «Big Gun» und «That’s the Way I Wanna Rock’n’Roll» ins Mikrofon. Zweitere «verpowermetalten» «High Voltage» sowie «Walk All Over You» mit melodiösem Gesang. Sänger Peter Hochuli ist ein richtiger Entertainer und animierte das Publikum. Spätestens jetzt waren auch alle mindestens am Mitwippen. Der Konzertsaal der Jazzkantine war schon zu Beginn gut gefüllt und im Verlauf des Abends stieg die Dichte, besonders im vorderen Bühnenbereich. Während anfangs nur eine kleine Gruppe von eingefleischten AC/DC-Fans eifrig mitging, waren gut drei Stunden später nach «You Shook Me All Night Long» der Band Jet Turino alle Hände oben (hierbei hatte Drummer Marcel Spiga bereits seinen dritten Einsatz an dem Abend). Es wurde gepfiffen und heftig applaudiert. Für hardrockige Klänge sorgten weiter Pulver & the Dirty Deeds. Damit konnte die Jazzkantine eine besondere AC/DC-Coverband ins Boot holen, welche extra aus dem Baselbiet angereist war. V.O. Pulver, Frontmann der erfolgreichen Thrash-Metal-Band Gurd spielte Gitarre, seine Frau Inga sang.

pink

pirelli

hatmaker

family

Allgemein gab es einige Combos, welche sich extra für diesen Abend zusammenschlossen und die Bühne wirklich rockten: Pink Spider feat. Jotta harmonierten sehr gut auf der Bühne. Valerie Koloszar verlieh mit ihrer Stimme und der Gitarre «Love Songs» und «Up To My Neck In You» ihren eigenen Glanz (die Gitarre schien wirklich im Spotlight). Bei Sam Pirelli und der Triumph des guten Geschmacks kam laut Tschuppi eine Beizencombo zusammen, bestehend aus Magdi und Neustädtli. Mit Stoph Bjornson & The Haglabyssa Family House Band sei die letzte spontane Zusammensetzung genannt. Sie bildete den goldenen Abschluss, wie der Moderator ankündigte. Und wirklich, alle waren voll dabei und die Band um die charismatische Sängerin Lena Brechbühl war nicht mehr bremsen. «It’s A Long Way To The Top» und «Let There Be Rock», oh yeah! Als zweitletzte Band, nicht weniger golden, schmissen Hendricks the Hatmaker die Hits «Dirty Deed» und «T.N.T.» dem Publikum um die Ohren.

gruppen

«Wenn der Death-Metaller mit dem Free-Jazzer hinter der Bühne ein Bier zusammen trinkt, dann finde ich das wunderbar. Darum geht es mir. In der Jazzkantine soll es nicht ausschliesslich Jazzmusik geben, sondern eine Durchmischung von Rock, Pop und Jazz», äusserte sich ein zufriedener und entspannter Domi Meyer nach vier (sic) Stunden Konzert. Eine Metallica- und Slayer-Night wären in Planung.