A Hip-Hopper in a Rock'n'Roll band likes having a threesome with japanese twins, naked or undressed.

Tizzy, zu lokalem und internationalem Ruhm gelangt in seiner Funktion als Frontmann der Indie-Band 7 Dollar Taxi, erweist sich und uns in der Gewerbehalle Luzern mit einem der raren Gigs seines Soloprojekts One Lucky Sperm die Ehre.

Ort: Gewerbehalle, Luzern. Zeit: Ab 22 Uhr. Wetter: Dunstig. Stimmung: Ist vorhanden (in Massen). Leute: Durstig. Mode: Querbeet. Flirtfaktor: Ohne D.R. aus ?. nur halb so hoch wie mit. Trotzdem wildes Rumgeflirte, wobei aus Karriere- und persönlichkeitsschutztechnischen Gründen keine Namen genannt werden dürfen. Zustand des Kritikers: Heruntergehubert.

«Sind wir nicht alle ein wenig Lucky Sperms?», fragt er uns auf seiner MySpace-Seite. Das sind wir allerdings. Denn wir alle haben einst ein Rennen gewonnen. Uns behauptet gegen abertausend andere weisse Kaulquappen. Er jedoch, ist besonders lucky. Zusätzlich zu allen anderen glücksverheissenden Umtänden wird er mit aussergewöhnlichen kreativen Fähigkeiten gesegnet. In eine Familie von Malern und Musikern hineingeboren, beginnt Tizzy zwischen den Wehen der Pubertät, beeinflusst von Jackson Pollock, Jim Jarmusch und Albert Camus, Musik zu schreiben.

In dem einen Jahr ihres Bestehens hat sich die Gewerbehalle zu einem abwechslungsreichen Garant für Kultur abseits des Mainstreams behauptet. Und sie enttäuscht auch heute nicht. Im Gegenteil. Doch alles der Reihe nach. Die Baselstrasse liegt erstarrt in einem konstanten Kälteniveau, gegen das langsam aber sicher irgendjemand mal eine Volksinitiative einreichen sollte. Der obligate Kastenwagen steht am immergleichen Ort, – ob die Damen und Herren Polizisten sich wohl einen Dauerparkplatz gemietet haben? – die Alkoholiker, Nachtvögel und sonstigen Gestalten haben sich für einmal alle in den Rauch einer der strassenrandsäumenden Bars zurückgezogen.

Als ich den Ort des Geschehens erreiche, ist dort bereits Luzerns Elite aus Schlagzeugern, Journalisten und Veranstaltern versammelt, ja sogar einen Grossstadtrat trifft man an. Grund genug, sich hinab zu wagen in die Keller der Wahrnehmung um den Offenbarungen des anglophilen Musikus zu lauschen.

Hat sich das eine glückliche Spermium heute Nachmittag noch live aus dem 3fach-Studio in unsere Gehörgänge gewunden, betritt es kurz vor 23 Uhr leibhaftig die Bühne und verwöhnt unseren Hörsinn mit Kuriosem, Skurrilem, Un-Erhörtem. Stimmlich leicht angeschlagen von den beiden 7 Dollar Taxi Konzerten am Wochenende, muss er sich auf der Bühne erst ein wenig anklimatisieren, läuft jedoch nach kurzer Zeit – Lindenblütentee und Honig sei Dank – zu gewohnter Hochform auf.

Tizzy beginnt mit den bitterbösen Stimmungsmachern «Life is a party» und «Wicked Witch», geht nahtlos über zum pleonastischen «Naked or undressed» und weiter – zu weit? – zum «Muggle Song», in dem er Harry Potter auffordert, seinen Zauberstab zu lutschen. Darauf muss er das erste Mal auf Material seiner Hauptband zurückgreifen, wobei er dies mit dem Übersong «Sputnik and Laika», sowie dem auf dem erste Album vertretenen «Come and figure it out» tut.

Anschliessend macht Tizzy seinem Ruf als Heinrich Heine des Rock'n'Rolls alle Ehre, in dem er in «The world is ending» Romantik und Zyinismus graziös melangiert. Es folgen je ein Kings-of-Leon- und ein Muse-Cover, sowie «Hobin Rude», das jedoch in der Originalversion einigen Pfiff mehr hat. Der Gig endet mit dem genial-schrägen «Don't panic», das den Konzertraum zum brodeln bringt.

Alles in allem ein starkes Konzert eines begnadeten Songwriters, der auch ohne seine Band Einiges zu melden hat. Wer ihn live sehen will – was man nur empfehlen darf, ja sogar muss – kann das (solo) an den Kick Ass Awards (7.1., Schüür) oder (mit Band) am 17. Januar an der Tom Waits Nite auf und in der Zwischenbühne in Horw. Und mit einem Zitat des soeben erwähnten Herrn möchte ich um halb drei morgens, da ich die Kritik schreibe, auch enden – «so send me off to bed, forevermore!».