Gitarrenstimm- und andere Fragen

Stans, 8.4.2013. Die 19. Stanser Musiktage sind am Laufen. Das ausverkaufte Eröffnungskonzert im Chäslager, das interimistisch in «Jazzlager» umgetauft ist, brachte eine Begegnung mit der ausserordentlichen Gitarristin Kaki King aus Brooklyn

Man kennt es etwa von Joni Mitchell, die aus gesundheitlichen Gründen bis zu 50 verschiedene praktiziert, unter den neueren tut es der schottische Neo-Folker Alasdair Roberts: Skordatur heisst der Begriff, der beide eint. Das meint: Gitarrenspiel mit offener Stimmung, das heisst auf einen Akkord gestimmt. Eine solche Technik erlaubt anderes, mehr, möchte man sagen, als bei herkömmlicher Gitarrenhandhabung zu hören ist. Und eben: Kaki King, die 34-jährige Gitarristin, tut es auch, in hoch stehender Manier, die man als nicht unvirtuos bezeichnen könnte. Man muss ihr auf die Finger schauen, es sehen, wie die Töne «passieren». King pickt und slappt (mit der Griffhand), und besonders auffällig: Sie spielt nicht selten «umgekehrt», mit beiden Händen oben am Hals. Zusätzlich wird der Instrumentenkörper zu perkussiven Zwecken genutzt. Es kann bei ihr aber auch sein, dass sie sich ein Glockenband um ein Fussgelenk schnallt und so rhythmisch wirkt. Interessant: Sie nennt ihre Stücke «Songs», auch wenn nicht gesungen wird. Die Mehrheit ihres Repertoires bilden Instrumentals, gerade mal zweimal singt sie im Chäslager alias Jazzlager auch. Kaki King befindet sich 2013 in ihrem «grossen Jubiläumsjahr», wie sie sagt: Zehn Jahre macht sie nun Musik. Etwas anderes kann sie nicht, und so tut sie es. Doch es darf, in dezenter Dosierung von US-amerikanischem Entertainment-Understatement, nicht fehlen: ein paar Worte, pointiert, unterhaltsam, aber nie plapperig. So etwa ihre Aussenwahrnehmung: Die Schweiz sei wohl der niedlichste Ort auf der ganzen Welt. In der Welschschweiz habe sie beobachtet, wie Schulkinder einander an den Händen halten und dabei singen. Oder ein Fischer hat eine Katze dabei. Strange Beobachtungen. Wie übrigens anderswo in Europa alle «gaz» sagen in Sachen Mineralwasser, mit oder ohne, «senza gaz», «sans gaz» – aber auf Deutsch, da heisst es noch «ohne Kohlensäure» («German has a lot of syllables»). Ja, sie sei seit Oktober verheiratet, einfach verheiratet, ohne eine solche «gay marriage», mit Jessica, nicht der ersten Jessica in ihrem Leben. Und noch mehr Deutsch hat sie gelernt. Das seien so Sätze: «Mädchen kommt her und küsse mich, sofort. Sonst gibt’s Ärger.» Und aber auch: «Ich möchte mehr heisses Wasser für meinen Tee.» Was man halt so braucht im Leben. Einmal scherzt sie, sonst hätte sie Stimmhelferinnen dabei. Jetzt muss sie halt selber stimmen. Die Sechsaitige, die Zwölfsaitige, die extravagente Siebensaitige (Nylon). Ab ihrer neusten CD «Glow» spielt sie viel, aber auch Sachen von ganz früher. Oder Stücke («Songs») auf dem aktuellen Album gehen auf frühe Zeiten zurück. «King Pitzel», das je nachdem sehr komisch tönt, als Titel, ist jenes Stück, das sie einst zur Hochzeit ihrer Schwester geschrieben habe. «The Fire Eater» ist auf dem Album mit Streichquartett drauf. Das hat es freilich nicht nach Stans schaffen können, so spielt sie es allein. Festivaltechnischer Hinweis für das Kulturteil-Zielpublikum: Es gibt heuer Legi-Rabatt, und zwar 10 Franken bei Hauptprogramm-Konzerten, beim Wochenpin gilt dasselbe, während der Tageseintritt 5 Franken günstiger ist. Am besten geht’s so: Ticket regulär im Vorverkauf kaufen und damit vor dem Konzert zum Infostand bei der Pfarrkirche, wo die Vergünstigung ausbezahlt wird (gegen Vorweis einer gültigen Legi von Studierenden, zur Schule Gehenden und Lernenden).

Alles Weitere gibt’s hier an Infos. Stanser Musiktage 2013, bis So, 14. April.