Frederik: Melancholische Träume

PlattenWechsler: Frederik ist zurück und präsentiert mit «Portraits» ein Album, das dem sanften, schwermütigen Dreampop huldigt. Eine musikalische Reise für zuhause.

Bilder: Flavio Karrer

Dieser Artikel erschien in unserer Märzausgabe. Hier 041 – Das Kulturmagazin abonnieren!

Die Debüt-LP von Frederik «Portraits» entführt behutsam in eine melancholische Klangwelt, der sowohl Sanft- und Schwermut als auch Angst und Zuversicht innewohnen. Kurz gesagt: Sie ist schön geworden, zumindest verträumten Menschen dürfte sie gefallen.

Das von Rolf Laureijs gegründete Projekt, an dem auch der Schlagzeuger Laurin Huber und der Gitarrist Christoph Barmettler beteiligt sind, ist ruhiger (und damit etwas zugänglicher) geworden als die eher experimentelle Debüt-EP. So lässt sich zu den acht Tracks in melancholisch-sphärischer Dreampop-Manier wunderbar in unterschiedliche Stimmungen eintauchen.

Dabei wirken die einzelnen Instrumente in Verbindung mit den mehrdeutigen Lyrics ziemlich ehrlich und roh – so, als würden sie einen in unterschiedliche Momente, in Erinnerungen oder Stimmungen führen. Ein Prozess, der organisch und nie gekünstelt wirkt. «Trying to run from all the grief» heisst es da im Titeltrack zu Beginn, doch drücken sie durch, die Trauer, die Schwere und der Schmerz.

Fühlen sich die ersten drei Tracks noch eher an, als würde man sich an einem verregneten, grauen Tag im eigenen Zimmer verkriechen, scheint die Schwere ab dem vierten Track «Fall» langsam vom eigenen Körper zu gleiten; vielleicht kommt da wieder mehr Licht? So gehen Gitarre und Schlagzeug voraus und etwas kommt wieder in Bewegung.

Und wer noch nicht endgültig in die Stimmung der Platte abgetaucht ist, tut das spätestens bei «Islands», denn ab da verfliessen Früher und Jetzt und es gibt wieder «light across the sea» – zumindest, sofern man sich in der Mehrdeutigkeit der Worte treiben lassen kann. Frederik nehmen einen dabei an der Hand, ganz ohne Druck und Anspannung, und die musikalische Reise lohnt sich; auch wenn (oder vor allem weil) sie nur in den eigenen vier Wänden stattfindet.

Frederik: Portraits

Visage Copenhagen, 2021