Finding Slumberland

Südpol, 4.4.2014: Die Bescheidenheit der fünf Luzerner verbietet es eine Plattentaufe mit Pomp und Feuerwerk zu veranstalten. Die Antwort zur Frage, weshalb Dans La Tente zum feinsten gehört, was die Luzerner Musikszene zu bieten hat, geben sie lieber auf der Bühne.

Es beginnt ein Abend der ganz im Zeichen von verhuscht-charmanten Dream-Pop-Exkursionen steht. Als idealer Einstieg fungiert Palus Somnii, das Soloprojekt von Belia Winnewisser, die ihr Talent schon als Mitglied bei Evje und Silver Firs unter Beweis gestellt hat. Mithilfe von MacBook und Synthesizer umschlingt sie die Besucher mit sehnsuchtsvollen Ambient-Drones. Mit viel Hall in der Stimme nimmt Belia Winnewisser die Hörer auf eine Reise in höhere Sphären. Das lateinische Palus Somnii, was übersetzt «Sumpf des Schlafs» bedeutet, sollte man nicht wörtlich nehmen. Einschläfernd ist die Darbietung keineswegs, eher einlullend.

 

Die Spannung steigt, denn es stellt sich die Frage, wie die neuen Songs von Dans La Tente Live klingen werden. Spätestens mit der Veröffentlichung der EP «Knights» 2009 und dem Gewinn des Kick-Ass-Awards gehören Dans La Tente zum stolzen Aushängeschild der Luzerner Musikszene. Mit «Did We Like It So Far Or Have We Just Persevered?» legten sie zwei Jahre später nochmals eine Schippe drauf. Sie minimierten die Wave-Einflüsse und setzten den Fokus auf komplexere Art-Pop Strukturen. Mittlerweile ist die Band zu einem Quintett gewachsen und hat musikalisch nochmals neue Wege eingeschlagen.

Dans La Tente – Gravity from Dans La Tente on Vimeo.

Die Songs sind bündiger geworden und suchen die Innovation nicht mehr in kunstvollen Ausschweifungen, sondern im Austarieren der Textur, was ein engmaschiges Geflecht aus traumwandlerischen Art-Pop-Klängen ergibt. Während dem Konzert kann man die neugewonnenen Qualitäten in jedem Song bestaunen: Die beiden Schlagzeuger Christoph Herzog und Marc Rambold teilen sich die Aufgabe und erzeugen den nötigen perkussiven Druck, während Rolf Laureijs an den Tasten für warme Klänge sorgt, wenn er nicht gerade mit Gitarre und Stimme Christoph Barmettler unterstützt. Als Bindeglied zwischen Melodie und Rhythmus fungiert Oli Vogel, der mit versierten Bassläufen die nuancierten Songstrukturen verbindet. Laufen die Songs auf «Young Men Drifting» in ihrer Perfektion zeitweise Gefahr, ins Blutleere abzudriften, klingen sie Live um einiges spontaner und lebendiger. Aber dies ist Klagen auf ganz hohem Niveau.