Exklusiv auf Kulturteil: Express-Geschichten und Live-Vermutungen aus dem Kleintheater

Eine neue Literaturreihe ist geboren: Am Wochenende hatte im Kleintheater Luzern «Textexpress» Premiere. Die AutorInnen Gisela Widmer, Matthias Burki, Sandra Künzi und Beat Portmann haben basierend auf den unfreiwillig skurrilen (und meist unnötigen) Express-Boxen aus der hiesigen Tageszeitung sowie aus anderen kurzen Presseerzeugnissen Kurzgeschichten geschrieben und gelesen. Joachim Seeberg, Kolumnist des Kulturmagazins, sorgte für ein Rahmenprogramm und stellte (ebenfalls aufgrund einer Expressbox) live seine Vermutungen an. Die Sängerin Isa Wiss sorgte für eine Geräuschkulisse. Hören und lesen Sie hier die Beiträge.

Die Ausgangslage: (zum vergrössern anklicken)

 

Die Resultate: Gisela Widmer: gisela-widmer-01 Matthias Burki: matthias-burki-01 Sandra Künzi: sandra-kunzi-01 sandra-kunzi-02 Beat Portmann: beat-portmann-01 Joachim Seebergs Vermutungen aufgrund der folgenden Expressbox:

  1. Sie halten nicht so viel auf sich.
  2. Das macht nichts, die Bescheidenheit steht Ihnen gut.
  3. Wenn die NLZ auf fröhlich macht, tragen sprachsensible Menschen wie Sie erst recht Schwarz.
  4. Nur weil jemand Schwarz trägt, muss er allerdings noch nicht sprachsensibel sein. Oder bescheiden.
  5. Sie erinnern sich an Urs Meier.
  6. Sie erinnern sich an Dieter Behring.
  7. Der trägt jetzt Schwarz-Weiss. Gestreift. Und ein Fussketteli mit einer Kugel dran.
  8. Dass Johnny Cash zweimal Bush gewählt hat, wissen Sie.
  9. Auch böse Menschen tragen Schwarz.
  10. Schwarz ist die unsportlichste Farbe überhaupt.
  11. Ausser im 100-Meter-Sprint.
  12. Westafrikaner sind die besten Sprinter, Ostafrikaner die besten Langstreckenläufer, Türken die besten Gewichtheber, Schweizer die besten ... Segler.
  13. Wenn Sie eine solche Aufzählung mit negativen Eigenschaften machen, landen Sie vor Gericht.
  14. Darwin hat zwar Geburtstag, aber die Kerzlein der politischen Korrektheit darf er deshalb noch lange nicht ausblasen.
  15. Ehrlich sein geht nur ironisch.
  16. Italiener sind die vernünftigsten. Engländerinnen die schönsten. Finnen die nüchternsten. Afghaninnen die emanzipiertesten. Österreicher die keller ... die kinderliebendsten.
  17. Sportartikelverkäufer sind die positiv gestimmtesten.
  18. Sportartikelverkäufer ist der wichtigste Beruf überhaupt in einer Wirtschaftskrise.
  19. Der Sportartikelverkäufer kurbelt den Konsum an.
  20. Er macht uns fit für den Wettbewerb.
  21. Er lädt uns ein, uns auf die wahren Werte zu besinnen. (Hämoglobinwert, Bodymass-Index)
  22. Sportartikelverkäufer sind die Philosophen des 21. Jahrhunderts.
  23. Positiv gestimmt sein, liegt in der Natur des Sportartikelverkäufers. Wie auch des Sportlers.
  24. Es gibt keinen Sportler, der sagt: «Ich denke, es wird scheisse laufen nächste Woche in Val d’Isère. Ich hab die Piste überhaupt nicht im Griff, und ausserdem bin ich falsch gedopt.»
  25. Es gibt auch keinen Sportartikelverkäufer, der sagt: «Mit diesem Velohelm sehen Sie noch bekloppter aus als sonst schon.»
  26. Der Sportartikelverkäufer will, dass wir uns gut fühlen. (Deshalb verkauft er uns Rennvelosättel.)
  27. Er will unser Selbstvertrauen stärken. (Bademode)
  28. Er will, dass wir unseren Weg verfolgen und vorwärts kommen. (Laufband, Hometrainer)
  29. Er will uns in jeder Lebenslage unterstützen.
  30. Der meistverkaufte Sportartikel ist der Nordic-Walking-Stock.
  31. Das hängt mit der Alterspyramide zusammen.
  32. Mit Nordic Walking beginnt man im selben Alter wie mit Southern Talking (Spanischkurs, Italienischkurs). Also kurz vor dem Tod.
  33. Das ist gut, denn es bedeutet, dass sich die Nordic-Walking-Bewegung bald wieder auflösen wird.
  34. Sie wird sich ebenso auflösen wie sich die «Wandervögel»-Bewegung anfangs des 20. Jahrhundert aufgelöst hat.
  35. Die «Wandervögel» haben sich aufgelöst, weil die einen nur noch wandern wollten, und die andern nur noch ...
  36. Sie wandern selbst, ich muss Ihnen das nicht erklären.
 
Und schliesslich Isa Wiss:

«Textexpress» ist eine Ko-Veranstaltung des Kleintheaters Luzern und des Kulturmagazins