Einhorn-Morde im Treibhaus

Tatort Treibhaus, 22.09.2017: Was war geschehen? Warum mussten zwei unschuldige Einhörner sterben und wer ist der Mörder? All dies deckte sich im Verlauf des Abends auf, währenddem das neueste Album «Prism» von Kill The Unicorn getauft wurde.

Für einen Menschen, der mit Metal nur in seiner Pubertät so wirklich in Berührung gekommen und seit dieser Zeit Moshpits eher aus dem Weg gegangen ist, war die Plattentaufe von Kill The Unicorn eine ziemliche Zeitreise in die Abgründe meiner Jugendzeit. Spätestens als der erste Mosher mir das Bierglas aus der Hand, an die Wand und über mich geschlagen hatte, war ich aber wieder mittendrin.

Unverständliche Lyrics, die laut und guttural herausgedrückt wurden, schnelle, pressluftähnliche Schlagzeugbeats und unerklärliche Wut, die gleich nach dem Ende der Songs wieder verschwunden zu sein scheint: Genau das und mehr war, was ich erwartet hatte und mir auch geboten wurde.

Ich glaube allerdings nicht, dass ich tatsächlich behaupten könnte, dass Metal Metal geblieben ist. Denn die langen Haare sind den kurzen gewichen, man sieht nicht ausschliesslich schwarze Band-Shirts, zumal auch mit dem Unkonventionellen experimentiert wird und hie und da Sampler zum Einsatz kommen.

Nun war ich aber schlussendlich im Treibhaus, um die Plattentaufe von Kill The Unicorn zu rezensieren, und nicht, um zu versuchen, die Szene zu analysieren. Dank den Anheizern Deconvolution und Sickret waren das Publikum und ich schon völlig heiss auf die Ehrengäste dieses Abends. Zu den Klängen vom Lion-King-Theme ging die Band auf die Bühne und hielt ihre neueste Kreation stolz in die Lüfte.

Dann wurde es laut und düster. Die achtsaitigen Gitarren machten ihren Job fabelhaft und die Leute drehten durch. Synchron-Tapping und schnelle, komplexe Licks liessen mich an meiner eigenen Fingerfertigkeit zweifeln. Rein musikalisch spielte sich das meiste in den unteren Hertz-Frequenzen ab, aber hin und wieder gab man sich auch den höheren Frequenzen hin. Growlen gespickt mit Melodien würde ich das jetzt einfach mal nennen.

Endlich kam der Moment, auf den alle gewartet hatten. Von Anfang an hatte man seine Augen auf die Decke des Treibhauses gerichtet. Dort hingen zwei Einhorn-Piñatas und man konnte sich in etwa denken, was mit denen geschehen würde. Ein Baseballschläger wurde ausgepackt und zwei Menschen im Publikum durften ihrer Wut freien Lauf lassen. Das Einhorn war nun auch wortwörtlich tot und die Platte offiziell getauft.

Nun, wie bereits erwähnt, war ich dem Metal-Genre abstinent, seit Limp Bizkit oder System of A Down noch das neuste Ding waren. Es fragt sich also, wie ernst man diesen Bericht als Metal-Enthusiast nehmen darf. Die Kollegen von Rawk.ch, die auch anwesend waren, hätten bestimmt noch das eine oder andere Insider-Wissen in den Bericht einfliessen lassen.