Ein Mann mit guten Referenzen – Ariel Pink’s Haunted Grafitti im Treibhaus

Das neue Album von Ariel Pink mit dem Titel «Before Today» erhielt von der Kritik durchgehend gute Noten. Einer der Gründe dafür ist sicherlich, dass Ariel Pink astreinen Referenzpop macht.

Beim Song «Round and Round» moduliert er die Bassline von «Billy Jean», der Refrain klingt verdächtig nach «Fergus Sings The Blues» der schottischen Band «Deacon Blue» aus dem Jahre 1989. Gleichzeitig verleugnet er seine Weirdness und Kauzigkeit nicht, die sein Schaffen seit einigen Jahren ausmacht. Hatten seine unzähligen, in Eigenregie aufgenommen, 8-Track-Homerecording-Platten nur die Hartgesottenen Lo-Fi-Pop-Nerds erreicht, schafft er nun das Kunststück mit Band und dem renommierten Indielabel 4AD im Rücken, seine Reise zurück in die Vergangenheit in das Jetzt zu transformieren. Das trifft den Zeitgeist und offenbart Mechanismen zeitgenössischer Popmusik – das Zurückbuchstabieren in ein poppigeres Gewand, ohne dabei den Anspruch der Musik zu tangieren. Hatten Bands wie Animal Collective oder Dirty Projectors vor einigen Jahren noch ein Schattendasein gefristet, sind sie in den Indie-Olymp aufgestiegen. Ariel Pink ist nun auch auf diesem Weg, ohne dass man von Ausverkauf sprechen muss. In Anbetracht seiner Discographie kann man zum Schluss kommen: Er hat zur rechten Zeit zum rechten Sound gefunden.

Nun bot sich die Chance Ariel Pinks musikalische Weiterentwicklung im Treibhaus live mitzuverfolgen. Die Ankunft der Band im Treibhaus verzögerte sich um einige Stunden. Der Check-in wäre um 16 Uhr geplant gewesen. Die Band fuhr um 14 Uhr in Hamburg ab. Doch muss es für allerhand Exzentrik Platz haben, es geht ja um Ariel Pink. Als die Show losgeht, klingt der Sound überraschend bündig. Die zeitlichen Engpässe sind der Band nicht anzumerken. Eine Reise durch Raum und Zeit, quer durch die Pophistorie beginnt. Ariel Pink hat zwei Zöpfe seitlich in die Haare gebunden, läuft mit schwarzen Holzzoggeli herum und sein Hemd besitzt Farben, die jedes Hawaiihemd blass erscheinen lässt. Dieser Mann besitzt Mut zur Hässlichkeit. Die süffigen Songs versprühen die Nonchalance jener Dekaden, als Popmusik noch eine gewisse Unschuld hatte – Laidback-Pop fern jeglicher Effekthascherei. Auf einmal erscheint «I’m Not In Love» von 10CC nicht mehr peinlich, sondern irgendwie cool. Ariel Pink sei Dank. [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=fIjwZecUeaw[/youtube]