Duo im Zweierpack: Vom Lounge-Effekt bis zur Noise-Wand

Seit geraumer Zeit finden im Treibhaus kleine aber feine Konzerte statt. Veranstaltet werden diese Konzerte jeweils von Fabian Fuchs, der für dieses Engagement vom Kulturmagazin zum Kulturkopf Nummer zwölf gekürt wurde (siehe hier). Eines dieser feinen Konzerte ging gestern über die Bühne. Arms and Sleepers und Lymbyc Systym (beide USA) hiessen die beiden Bands. Diese beiden Namen sagen ihnen nichts?

Ich erinnere mich gerne an die Konzerte in der Elchbar zurück. Nicht immer kannte man die Band, die gerade in der Boa spielte. Die Neugier auf das Unbekannte und der kleine intime Rahmen versprühte einen besonderen Charme. Dieses Gefühl habe ich in letzter Zeit auch an diesen von Fabian Fuchs organisierten Konzerten. Von Arms and Sleepers und Lymbyc Systym hatte ich noch nie zuvor gehört. Aber das ist auch egal, denn man sollte einem Veranstalter, der mit seiner Programmation fast alles richtig macht, einfach vertrauen. Und was auch für ein und allemal gesagt werden muss: Der Treibhaus-Saal zählt in seiner Grösse zum Besten was Luzern akustisch zu bieten hat. Wie hätte wohl Shearwater im Treibhaus statt im La Fourmi geklungen? Es waren also beste Voraussetzungen vorhanden, um sich den Klangexperimenten beider Bands hinzugeben. Den Anfang machte das Duo Arms and Sleepers. Ein flächiger Synthesizer-Teppich drang aus den Boxen, welcher durch das ganze Konzert präsent war. Denn ihre Musik besteht darin, breite Klanglandschaften zu erzeugen. Unterlegt wurde das ganze mit fetten Beats, die teilweise an die früheren DJ-Shadow-Werke erinnerten. Also Beats, die mit Drum-Machine generiert werden, jedoch von echtem Schlagzeugspiel nur schwer zu unterscheiden sind.

Dieser Mix aus Hip-Hop, Trip-Hop und Ambient klang zeitweise schwermütig. Mit Trompeten und Saxophonklängen lockerten sie ihren Sound jedoch immer wieder auf, so dass viele jazzige Momente entstanden. Zur musikalischen Darbietung passten die Visuals, die eine Lichtshow überflüssig machten und die Klanglandschaften mit diversen Klangfarben bediente. Es war ein schönes und stimmiges Konzert. Einziger Wehrmutstropfen: Der allgegenwärtige Ambientteppich wirkte mit der Zeit langweilig und man wurde das Gefühl nicht los, dass ein gewisser «Lounge»-Effekt der Musik dieser Band nicht abzusprechen ist.

Nach kurzer Umbaupause betrat erneut ein Duo die Bühne. Lymbyc Systym besitzen musikalisch ähnliche Referenzen, wie zuvor Arms and Sleepers: The Album Leaf, The Berg Sans Nipple, Múm. Doch spielte Lymbyc Systym weitaus energischer. Michael Bell spielte mit drei Synthesizern, die mit Filtern und Verzerrern eine laute Noise-Wand erzeugten. Sein Bruder Jared sass am Schlagzeug und unterlegte die Klänge mit vertrackten Rhythmen. Nun verwunderte es auch nicht mehr, dass Lymbyc Systym letztens ein Split-Album mit This Will Destroy You aufnahm. Das war nämlich astreiner zeitgenössischer Postrock, wie er seit einiger Zeit en vogue ist: Laut und Episch. Die Dramaturgie der instrumentalen Stücke bewegte sich meistens im selben Rahmen. Was ruhig und gemächlich anfing wurde kontinuirlich lauter bis zum finalen Erguss aus Verzerrung. Auch wenn beide Bands musikalisch nicht ganz überzeugten und im Post-Rock-Genre Bands existieren, die weitaus origineller sind, war es trotzdem ein interessanter Konzertabend. Denn Post Rock bietet immer auch eine Abkehr vom Gewohnten. So war es interessant, den beiden Bands in ungewohnter Zweier-Besetzung zuzuhören. Und der Einsatz von Genretypischen, aber in der Popmusik selten eingesetzten Instrumenten wie Harmonika und Glockenspiel haben einen besonderen Reiz.

http://www.myspace.com/armsandsleepers http://www.myspace.com/thelymbycsystym