Dub mit Echos aus der Tratosphere

Dubbiger Puls, fräsende Sounds, wuchtige Beats und spätnachts beinahe noch eine Goa-Party: Dub Spencer & Trance Hill und Tratosphere haben im Südpol gemeinsam ihre neuen CDs getauft. Es war ein Klasse Konzertabend.

Wann schrie und pfiff in Luzern ein Publikum minutenlang in für hiesige Verhältnisse geradezu ausgelassener Begeisterung, damit eine Band nach mehreren Zugaben bitteschön doch nochmals auf die Bühne zurückkehre, es war so geil? Es ist sehr lange her. Dub Spencer und Tratosphere gingen am Freitagabend im Südpol noch einen Schritt weiter: Sie liessen es sein und das Publikum toben. Doch anderthalb Stunden später, nachdem man sich in der Shedhalle bei gutem DJ-Sound ein wenig betrank und beschnorrte, ging es plötzlich nochmals los: Tratosphere enterten nach 1 Uhr die Bühne für ein kurzes Late-Night-Special-Set, und die Halle war im Nu wieder voll. Es klang, als hätte die lange Nacht einer Goa-Sommer-Party draussen in den Hügeln gerade begonnen. Aber man stand am Südpol in der Black Box und es war Winter. Viele tanzten, der Rest wippte. Mit einer geschickten Dramaturgie haben die beiden Bands ihr Publikum bei der Stange gehalten: Sie spielten separat und gemeinsam ein einziges langes Set. Die Besetzung änderte sich fortwährend, mal sassen ein paar Dub-Spencer-Musiker auf dem Sofa, dann pausierten Tratosphere. Sehr oft war aber die ganze Crew am Dubben und Jammen. Keine Pause gönnen konnte sich Julian Dillier, der bei beiden Bands am Schlagzeug sitzt und sich als gut dosierende, organische Rhythmusmaschine entpuppte. Mit «Eisbär» oder einem kurz hingeschletzten «London Calling» gaben Dub Spencer & Trance Hill einen Geschmack auf ihre aktuelle Cover-CD. Ansonsten konzentrierten sie sich auf das Dub-Handwerk, original mit schöner Melodica-Einlage (Philipp Greter) oder rockig-psychedelisch erweitert mit den Saiten-Interventionen von Gitarrist Markus Meier. Wenn gesungen wurde, dann mit viel Delay, wie es sich im Dub-Space gehört. Dezent präsente Visuals mit wandelnden Geometrien, Rorschachtests und Sumo-Ringern flimmerten über die Bühnenwand.

Eine reine Instrumentalband sind Tratosphere, die mit ihrem technoiden Fluidum aus Ambient und Trance eigentlich auch Trance Hill heissen könnten. Das Trio hat sich, wie im Südpol gut hörbar wurde, zu einer satt groovenden Band entwickelt, die es versteht, Spannungen aufzubauen und mit ätzenden Sounds und goaesken Melodieschnörkeln in den Full-on-Schub zu gehen. Es gab Phasen an diesem Konzertabend, wo die Dub Spencer/Tratosphere-Crew in dicht verzahnter Puls-Motorik und mit schönen Flows wahrlich abhob und einem Flügel machte. Aber am Ende ist man dann schliesslich doch in der Sackgasse (Baselstrasse) gelandet.