Liebe Leser:innen
Ein brachliegender Kiesplatz inmitten eines lärmigen Verkehrsknotenpunkts: Die Zwischennutzung NF49 am Seetalplatz hatte es von Beginn an schwer. Mit erschwinglichen Atelierplätzen, einem gastronomischen Angebot, diversen Veranstaltungen und einer aufwendigen Begrünung des Platzes wurde sie – allen Widrigkeiten zum Trotz – zu einem niederschwelligen Begegnungsort. Nun ist nach vier Jahren Schluss mit der Zwischennutzung und an ihre Stelle tritt das schon lange geplante kantonale Verwaltungsgebäude. Dieser Fall zeigt beispielhaft: Zwischennutzungen bewegen sich in einem Spannungsfeld. Sie wirken der Raumknappheit entgegen, werten Quartiere auf, dienen aber auch der Gentrifizierung und werden zu Zwecken der Regulierung eingeführt. Sie können also sowohl im Interesse des Immobilienmarktes agieren als auch kleine Utopien im urbanen Raum ermöglichen.
Diesen flüchtigen Experimentierfeldern widmet sich Ralph Kühne in seiner fotografischen Serie «Endless Pleasure Limited*». Die Bilder zeigen ehemalige, andauernde und künftige Zwischennutzungen in Emmen, Luzern und Kriens und bringen die Tristesse zum Ausdruck, die spürbar wird, wenn die Menschen abwesend sind, die diesen Orten Leben einhauchen.
Ein weiterer Schwerpunkt dieser Ausgabe ist die Diskussion um das Neue Luzerner Theater. Diesmal geht es aber nicht um architektonische, sondern um inhaltliche Fragen. Durch den Neubau wird das Theater zukünftig mit höheren Betriebskosten konfrontiert sein, weshalb der Eigenfinanzierungsgrad – unter anderem durch deutlich mehr Ticketverkäufe – gesteigert werden soll. So stellt sich die Frage: Wie schafft es das Theater, für sein bestehendes Publikum relevant zu bleiben und gleichzeitig neue Zielgruppen anzusprechen?
Und zu guter Letzt: Diese Ausgabe bildet den Auftakt zur Serie «Luzern postkolonial». Darin beleuchtet unser Autor Jan Miotti verschiedene Orte im Raum Luzern, an denen koloniale Verstrickungen kenntlich werden. Der erste Teil widmet sich dem Löwendenkmal und damit einer der Grundlagen des Luzerner Wohlstands: dem Söldnerhandel.
Mit postkolonialen Grüssen
Giulia Bernardi und Robyn Muffler