Die Auferstehung von Mothers Pride

Fast neun Jahre ist es her, seit Mothers Pride zum letzten Mal auf der Bühne stand. Jetzt ist die Band zurück. Im ersten Interview nach der Rückkehr erzählen Tobi Gmür und Samuel Gallati, warum sie wieder da sind, was sie vorhaben und wieso kein Album geplant ist.

Mothers Pride blickt auf eine lange Geschichte zurück. 1989 gegründet und schnell von Sony Music Entertainment unter Vertrag genommen erlebte die Band um die Jahrtausendwende herum ihre grössten Erfolge. 2001 folgte die Trennung. Sechs Jahre später erschienen die Luzerner als neu formierte Band, bald aber wurde es still um sie. Mothers Pride hatte sich diesmal nicht getrennt, sondern einfach aufgehört. Das letzte Konzert liegt nun schon fast neun Jahre zurück. Und jetzt sind sie wieder da – zumindest im Proberaum.

Altes trifft auf Neues

An einem Ecktisch im Seebistro Luz sitzen die beiden Angelpunkte von Mothers Pride, Tobi Gmür und Samuel Gallati, und sinnieren über die Gründe der erneuten Reunion. Eine tiefe Freundschaft verbindet die beiden Musiker, die im Alter von 13 Jahren den Grundstein für die Band gelegt hatten. «Ich habe gemerkt, dass es das noch nicht gewesen ist. Ich hatte viele Ideen für Songs, die nirgendwo anders als in dieser Band funktionieren würden», sagt Gallati und nimmt einen Schluck von seinem Espresso.

«Wenn es die Band länger nicht gibt, kommt irgendwann automatisch das Reissen danach», fügt Gmür an. In der neunjährigen Pause war er als Solokünstler unterwegs, veröffentlichte drei Alben. Im März spielte er sein letztes Konzert. «Ich wollte ein Jahr lang nichts machen, den Kopf frei kriegen», sagt er. Dann sei Gallati mit den Ideen für Mothers Pride gekommen. «Wir haben neue Songs und Lust, die alten Songs zu spielen», meint Gmür und Gallati ergänzt: «Unsere Blütezeit ist 20 Jahre her und plötzlich finde ich alte Sachen, die ich vernachlässigt hatte, wieder richtig geil.»

Das Gang-Gefühl ist zurück

Freude an der Auferstehung von Mothers Pride hatten auch die beiden anderen Bandmitglieder Kuno Studer und Domi Meyer. «Denen tut das auch gut», witzelt Gmür. Deutlich ist der Enthusiasmus spürbar, der durch die gemeinsamen Proben ausgelöst wurde. Seit August spiele man wieder zusammen. Gmür und Gallati schwärmen vom Gefühl der Zugehörigkeit, von der Gemeinschaft als Band. «Das Gang-Gefühl ist wieder da», sagt Gmür lächelnd. Es soll Spass machen, unverkrampft sein: «Einmal wöchentlich treffen und zusammen Musik machen.»

Nach der langen Pause wissen das die beiden viel mehr zu schätzen. «Mit dem Alter kommt das Eingeständnis, dass es zusammen einfach besser geht», stellt Gallati fest. «Wir haben uns immer gegenseitig angespornt», fügt Gmür an. Dann wendet sich Gallati seinem Kindheitsfreund zu: «Der Gegenpol ist mir wichtig, das fehlt mir. Du warst immer der, der vorwärtstrieb und die Ziele im Auge hatte. Ich habe das nicht. Wir sind ein eingespieltes Team.» Gmür nickt vielsagend: «Es macht schon mehr Sinn, wenn wir zusammen in der gleichen Band sind.»

Kleine Locations, kein Album

Im Gegensatz zum letzten Mal, als die Band wieder zurückkam, soll diesmal alles anders werden. Damals, nach der Zeit mit Sony, seien ganz andere Erwartungen an Mothers Pride gestellt worden, der Druck viel grösser. Jetzt sehe man alles etwas entspannter. Es sei kein Album geplant und kein riesiger Auftritt vorgesehen. «Es geht darum, das Feld von hinten aufzurollen», sagt Gallati. Was die beiden wollen, ist Musik spielen. «Wir haben die Ambition, eine richtig gute Live-Band zu sein», hält Gmür fest. «Coole Gigs, an denen die Leute Freude haben. Das ist das Ziel», schiebt Gallati ein. Kleine Locations mit einem Publikum, das sich mitreissen lässt. So wie es ganz am Anfang war. «Es muss wachsen», meint Gmür, «und wenn die Nachfrage da ist, wird es vielleicht dann ein Album geben.» Im März nächsten Jahres wird der erste Auftritt von Mothers Pride über die Bühne gehen. In einer kleinen Bar in Luzern und mindestens fünf neuen Songs im Set.

Gallati sagt: «Ich habe das Gefühl, dass wir etwas bieten können, was momentan fehlt. Schöne Songs schludrig gespielt.» Gmür wirft ein: «Mit Rock-‘n’-Roll-Attitüde!» Gallati nickt: «Der Stinkefinger muss schon auch drin sein.»