Den Alltag weglachen

Theaterpavillon Luzern, 09.11.2016: 30 Jahre Ecco Rondo. «Dieses Mal wird alles besser» persifliert so gut wie jedes Auf-die-Beine-stellen. Auch das eigene, theaterbezogene. Ein leicht-luftiger Abend, der den heutigen Morgen (11/9) vergessen liess. Für einen kurzen Moment.

Laientheater erkennt man daran, wie laut das Lachen ist, wenn eine neue Figur auf die Bühne tritt. Je lauter, desto laier – weil viele Leute die Darstellerin oder den Darsteller kennen. Szenenapplaus ist auch immer ein guter Gradmesser. Ecco Rondo ist as laiig as it gets. Aber weit entfernt von laienhaft. Die Gags kommen rüber, das Ensemble hält die Energie über eineinhalb Stunden hinweg problemlos. Es wird niemals langweilig. Es wird aber auch nie grandios. Muss es auch nicht.

Ein wild zusammengewürfelter Haufen will einen Anlass bei der Museggmauer organisieren. Musikalisch soll es werden, mit Street Food, Urinalen – das ganze Drum und Dran. Aber nichts klappt! 30'000 Franken werden gestohlen, Scheiben gehen zu Bruch, die Stadt schickt eine «Superprovisorische Verfügung», Bligg hat eine Kehlkopfentzündung und auf dem Gelände wird meist getratscht anstatt gearbeitet. Es ist ein einziges Schlamassel. Passend dazu wird das Bühnenbild immer chaotischer, bis am Schluss überall Gegenstände herumstehen und gar keine Ordnung mehr herrscht.

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«De Stächer …» – «Dä häisst ned Stächer, dä häisst Stecher!» Das Publikum grölt und jault, Bierflaschen kippen und das Niveau dreht sich im Grab um. Boris, ein Mithelfer, erzählt die ganze Zeit mehr oder weniger gute Witze: «Rapunzel, lass dein Harn herunter» heissen dann solche und andere Pointen. Es geht den ganzen Abend munter-klamaukig weiter. Den ganzen Abend? Nein: Doppelte Witzböden zeigen, dass an den Gagstrukturen eingiebig gearbeitet wurde. Es wird oft haarscharf am Sexismus vorbei gewitzelt, wobei man sich nie sicher ist, ob das jetzt schon post-sexistisch war oder nicht: «De Zwäck heiligt d’Mettel … »  «Aber das esch Proschtitution!» – «Aber es esch jo förne guete Zwäck!» Tiefschwarz.

Alex Lopes als Marco Stecher sticht (hihihi) von allen Darstellenden heraus. Er hat ein differenziertes Gefühl für Timing und ausserdem schafft er es stets, die Waage zwischen subtilem und expressivem Spiel zu halten. Lediglich mit Blickwechseln provoziert er Lacher und lenkt die Aufmerksamkeit auf sich. Und das kommt nicht von ungefähr: Lopes sowie einige andere des Ensembles sind schon seit geraumer Zeit beim Ecco Rondo dabei, das nun rund dreissig Jahre Laientheater macht (gegründet wurde es von Reto Ambauen, der heute auch im Publikum sitzt). Und hierfür muss man Lisa Bachmann danken, die seit «Abhang» (1997) als Regisseurin solche Theaterschaffenden über Jahre hinweg begleitet und ausgebildet hat. Bachmann erarbeitet die Texte der Stücke in enger Zusammenarbeit mit dem Ensemble, was eine Verschmelzung mit den Figuren und dadurch eine gewisse Charaktertiefe ermöglicht. Der Spass, den die Darstellerinnen und Darsteller an ihren Figuren haben, ist spürbar und überträgt sich aufs Publikum.

Wer Schenkelklopfer und Sauglätte mag, wird «Dieses Mal wird es besser» lieben.  

Ecco Rondo: Dieses Mal wird alles besser Regie/Text: Lisa Bachmann, Produktionsleitung: Dario Muff, Lichtkonzeption: Martin Brun, Grafik: Janina Noser Spiel: Leo Bachmann, Benjamin Barmettler, Leonie Bollinger, Anna Glanzmann, Marina Gmür, Jana Klaus, Alex Lopes, Dario Muff, Aline Peter, Léon Schulthess, Muriel Zopfi Weitere Vorstellungen: FR 11. November, SA 12. November, SO 13. November, FR 18. November, SA 19. November, SO 20. November im Theaterpavillon Luzern