Decofill, Trax, Kernseife, Mineure, 09.00 Uhr

Haus Schönegg, Freitag 3. Mai 2013, : Zwei Künstlerinnen besetzen mit ihren Bildern eine langjährige Baustelle. Das Haus Schönegg, ein Nebengebäude des Hotels Seeburg, beherbergt die gegenständliche Malerei von Käthy Urfer und die Bauarbeiterportraits von Eve Lene.

Laut war es im Haus Schönegg. Aber nicht wegen der Unmenge an Besuchern, sondern wegen den Bauarbeiten im Treppenhaus des ehemaligen Hotelkomplexes. Können die Maurer, Elektroinstallateure und Bodenleger nicht wenigstens während einer Vernissage kurz Pause machen? Doch die ganze Hämmerei, Schleiferei und Kratzerei war nur inszeniert, ertönte aus versteckten Tonbandgeräten.

Die Ausstellung wurde absichtlich durch diese Geräuschkulisse erweitert, was sich durch den Inhalt der präsentierten Arbeiten ableiten liess. Gezeigt wurden im Foyer und dem Treppenhaus nämlich überwiegend Gegenstände mit Baustellenkontext, gemalt mit Öl auf Leinwand. Die Arbeiten mit subtilen Titeln wie Putzkessel, Flügelmutter, Besen, Schere, Schraubenzieher, Decofill oder Arbeitshandschuh sind Werke von Käthy Urfer.

Einige Gemälde sind in aufwändiger Arbeit mit Naturholz eingerahmt, äusserst passend zu den abgebildeten Motiven. Es scheint, als wäre das Holz direkt aus den maroden Dielen des Hauses Schönegg entnommen und um die Ölgemälde eingepasst worden. Die Aufmerksamkeit gilt vollumfängliche den trivialen Alltagsgegenständen und schenkt dem Hintergrund wenig Beachtung. Das Resultat ist eine knallharte Objektstudie, wie man es im ersten Jahr Grundstudium an der Kunsthochschule erwartet. Die Arbeiten, von denen an jenem Abend mindestens ein Werk verkauft wurde, erzwecken in ihrer Subtilität eine bemerkenswerte Plastizität, die durch eine solide Strichführung untermauert wird.

Auch unter dem Ausstellungstitel «Schweiss» sind neuere Arbeiten von Eve Lene zu sehen, welche 2011 den Förderbeitrag für Malerei der Kulturstiftung Danioth erhalten hat. Sie setzt sich mit Portraitmalerei in realistischer Manier auseinander. Um die Mineure, Schreiner, Gipser, Strassenbauer und Plattenleger sichten zu können, mussten sich die Besucher bis in den dritten Stock des Abbruchhauses hinaufschrauben.

Oben angekommen, gönnte sich der eine oder andere graumelierte Besucher eine kurze Verschnaufpause, um eine bemalte Streichholzschachtel mit Motiven von Eve Lene für einen günstigen Preis ergattern zu können. Der Weg nach oben lohnte sich schon wegen des einzigen Bildes mit englischem Titel: Working Poor.

Eine flüchtige Erscheinung in Kontur und Ausdruck, gemalt in grünem Tonwert. Ein männliches Antlitz, das ein wenig an den jungen Pablo Picasso anmutet, blickt den Betrachter direkt an, scheint ihn geradezu in seinen Bann zu ziehen. Auch der Rest der Arbeiterserie, allesamt als Kopf- oder Brustbild gemalt, erscheint von den Augen als Zentrum heraus entwickelt und mit einer zusammenhängenden Fleckentechnik realisiert. Es werden nur in wenigen Gemälden konkrete Handlungen wie Trinken oder Rauchen dargestellt, der Fokus bleibt auf dem Aussehen der Arbeiter, die offensichtlich einen Migrationshintergrund ausstrahlen. Die Ausstellungssituation war grundsätzlich sehr innovativ und auch passend für die präsentierten Werke und ihre Inhalte. Doch wusste man nicht so recht, wo man jetzt genau hinschauen sollte, ständig wurde man betört durch lautes Hämmern, durch die improvisierte Beleuchtung bildeten sich überall unschöne Schatten auf den Werken und Klebebänder versperrten den Weg. Als Gesamtkunstwerk hat die inszenierte Ausstellung, auf Kosten der einzelnen Arbeiten, einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Daher macht es mehr als Sinn, dass die beiden Arbeitsserien von Käthy Urfer und Eve Lene ab dem 7. Mai bis zum 21. Mai in der Galerie von Renata Müller in einen professionellen und neutralen Ausstellungskontext gestellt werden.

Die Ausstellung «Schweiss» ist noch am SA 4. Mai und SO 5. Mai im Haus Schönegg beim Hotel Seeburg von 11 bis 17 Uhr zu sehen. Danach befindet sich die Bildersammlung in der Galerie Müller an der Haldenstrasse 7, Luzern. Bis 21. Mai 2013, DI/DO/FR 13 bis 18.30 Uhr, SA 10 bis 16 Uhr