DAS IST KEINE MUSIK MEHR ...

... DAS IST EIN TRANSZENDENTALES ERLEBNIS! Nimm den besten Ohrgasmus den du je hattest, multiplizier ihn mit tausend, und du bist noch nicht mal nah dran. Jedes Wort, das über dieses Konzert geschrieben wird, ist eines zu viel. Dieses epochalpsychedelisch-elektroexperimentelle Hardcorepop-Spoken-Word-Ereignis spricht für sich selber. Trotzdem…

Ort: Bar 59, Luzern. Zeit: 21.30 Uhr. Wetter: Unwichtig. Stimmung: Zum Zerbersten. Leute: Wo bleibt die Jugend, wenn endlich mal was Anständiges geboten wird in dieser Stadt? Flirtfaktor: E.H. hat sich trotz Facebookbestätigung nicht manifestiert, was jammerschade ist und sich direkt negativ auf den FF auswirkt. Zustand des Kritikers: Noch ein wenig erschöpft vom Wochenende...

Die Band ist runter von der Bühne. Zwei 45-Minuten-Sets sind gespielt. Das Publikum klatscht und klatscht und klatscht. Will nicht mehr aufhören zu applaudieren. Die Musiker entern abermals die Bühne. Eine weibliche Stimme: «Danke schön. Das nächst Lied ist ‹Desolation Row› von Bob Gott Dylan.» Frenetischer Beifall. «Endlich mal etwas, das man kennt.», brummelt jemand hinter meinem Rücken. Muss ein angegrauter Herr sein, die heute Abend im Publikum gut vertreten sind.

Eine Kulisse aus undefinierbaren, sperrigen Geräuschen wird aufgebaut, die nach gut anderthalb Minuten in einen flüssigen Beat überläuft. Jetzt die Stimme, diese unglaubliche Stimme.

Sie verkaufen Postkarten von den Hängungen Sie maln die Pässe braun an Die Bar 59 ist voller Freaks PHALL FATALE sind in der Stadt Da kommen die beiden Sängerinnen Joana Aderi & Joy Frempong Ihre Stimmen locken mich in Trance Die eine Hand am Mic Die andere am Mac Und das Publikum ist ruhlos Ab dieser rohen Energie Der Damen Stimmen verblüffen weiter Voll archaischer Magie Fredy Studer, er scheint so leicht Seinem Schlagzeug diese Töne zu entlocken Fährt mit den Händen übers Leder John Bonham Stufe mindestens Daniel Sailer's elektronischer Kontrabass, er ächzt auf

«YOU'LL GIVE BIRTH TO A BIRD IT WILL FLY OUT OF YOUR MOUTH»

Und irgendwer sagt zu mir «Hey steh mal ein wenig zur Seite, Junge Du verdeckt mir die Sicht.» Und das einzige Geräusch, das übrig bleibt Nach der ersten Halbzeit Sind die Wehklagen von John Endwards' Bass Voll archaischer Magie Oh Sessa, meine Geliebte zwischen den Hügeln Malcantones Bloss in deinem heiligen Schosse sollten solch erhabene Klänge Ihre Geburt finden! Jetzt flachen die Gespräche allmählich ab Das Licht wird runter gedimmt Die stimmenreichen Damen Sind auf Fortsetzung getrimmt Nun folgen auch Daniel und John Und Fredy setzt sich hinter sein Schloss Jeder macht Liebe mit seinem Instrument Oder was er darunter versteht Und sie verstehn sich gut drauf Heute Abend in der Show Zeigen sie wie man Musik spielt Voll archaischer Magie Jetzt steht William Blake am Fenster Und träumt nen Engel her Zu seinem zwei-und-zwanzigsten Geburtstag Im Traumland Nimmermehr Für Paul L. Dunbar ist heut ein grosser Tag Er singt über das Leben der Farbigen Und das Lied vom Grab Mit jazzigem Beat vermählt die Band Seine triste Poesie Voll archaischer Magie Ja, ich erhielt deine Texte gestern (Und diese afrikanische Story) Als ich mich fragte, wie wird meiner Wie werd ich ihnen gerecht? Ein Kritiker muss seine Grenzen akzeptieren Ein Mann der Verse lamentieren Sagte doch ein Weiser einst Alle Kunst will Musik sein So probier ich’s auf ne andre Weise Schick meine Worte auf ne Reise Sicher, vielleicht, sag niemals Nie! Bis bald, schwebend in Klangmeeren Raumfähren, Traumchimären Voll archaischer Magie