Das Hongkongkonzert – Rainald Grebe im Kleintheater

Zum Abschluss der Kabarettwoche trat gestern Rainald Grebe im Kleintheater auf und präsentierte sein neues Programm «Das Hongkongkonzert».

Heja, wann war ich das letzte Mal im Kleintheater? Ich glaub es war bei der Premiere von Emils Erfolgsprogramm «Feuerabend» im Jahre 1981. Seither ist viel Wasser die Reuss runter geflossen und sind eine Menge Enten in den «Rächen» des CKW-Staudammes in Rathausen hängen geblieben. Aber wenn eine Koryphäe wie Rainald Grebe die Leuchtenstadt besucht, so ist das ein Pflichttermin. Und Rainald Grebe ist weiss Gott kein Unbekannter mehr. So erhielt er letztes Jahr den renommierten Salzburger Stier, sozusagen der Ritterschlag unter den Kleinkunstpreisen.

Genug gelobhudelt. Herr Grebe betritt die Bühne und sitzt an den Flügel. Es folgen Popklassiker wie «Hotel California». Rainald Grebe erklärte, dass er seine Konzertagentur gewechselt hat und seitdem vermehrt an Hochzeiten, Geburtstagen und Zwangsversteigerungen spielen muss. Darum auch der Ausflug in die Auswüchse der Populärmusik.

Mit was für einem Publikum man es zu tun hat, kristallisiert sich langsam aber stetig heraus. Da ist ein Deutscher Herr in der ersten Reihe, der gerne das Dargebotene auf der Bühne kommentiert. Da muss Grebe dann zwischenzeitlich intervenieren mit einem lapidaren: «Halt’s Maul» oder «Ich dachte das Mitmachtheater sei in den 60er-Jahren ausgestorben». In der dritten Reihe sitzt eine Frau, welche wiehert wie eine trächtige Elchkuh – und dies zumeist schon vor der Pointe. Ganz zuhinterst sitzen die Jungen mit Bier in der Hand und von Pro 7 in Sachen Humor sozialisiert. «Ihr seid das beste Publikum», nach einer Kunstpause fügt er an, «am heutigen Tag». Um dann abschliessend noch zu sagen: «Wenn ich zwischen euch und einer Weltreise wählen könnte, würde ich euch eine Postkarte senden.»

Es folgt die Hong-Kong-Episode, welche auch dem Programm den nahmen gab. Ein ehemaliger Schulkollege und jetziger Manager in einem Nobelhotel in Hong Kong engagierte ihn für ein Konzert. Inbegriffen war sogar der Flug in der Business Class. Als er eintraf, war die Finanzkrise schon im vollem Gange. Die Krawattenträger jammern über die Krise. Und so verarbeitet das Grebe in einem Song: «Du fragst mich was vor Armut schützt, die Antwort lautet Grundbesitz. Ich bin immer auf dem Teppich geblieben, doch mein Teppich der kann fliegen.»

Mit subversivem Humor und bitterer Ironie hält Rainald Grebe der Spassgesellschaft einen Spiegel vor. Bei allem Nonsens und Jux, die auch zu Grebe gehören, bleibt immer ein bitterer Nachgeschmack übrig. Es ist mehr satirisches Potenzial vorhanden, als es im ersten Moment den Anschein macht.

Als Alleinunterhalter getarnt, unterhält und verstört Grebe zugleich. Der Auftritt wurde frenetisch gefeiert und es folgten drei Zugaben. Am Schluss fragt er sich, wieso er es immer noch nicht geschafft hat, einen Welthit zu schreiben und beantwortet dies gleich selber mit den Anfangszeilen: «Frauen sind nahe am Wasser gebaut, wie auch Ruderclubs.»

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