Dämmern und kneipen

Kneipe, Luzern, 10.9.2020: In der dämmerbelichteten Kneipe singt die Obwaldnerin Ishantu von der Sonne und der Freiheit, singt junge sowie alte Songs, adagio und allegro. Den Blick gerichtet auf grosse Vorbilder beeindruckt sie sogar die eigene Band.

An diesem Abend versammelt sich ein bunter Haufen in der Kneipe an der Luzerner Klosterstrasse 5. Das Lokal ist nicht pumpenvoll, wahrscheinlich corona-bedingt. Trotzdem: Nachdem die grellen Klunker-Hängeleuchten ausgeschaltet werden, macht sich eine heimelige Atmosphäre breit. Mit Tracy Chapmans Zeilen «You got a fast car / I want a ticket to anywhere» stimmt Ishantu den Abend ein.

Das Herz der Obwaldner Singer-Songwriterin, die auf den bürgerlichen Namen Denise Huser hört, schlägt vor allem für Folk und Soul – und Tracy Chapman. Begleitet wird die Solokünstlerin an diesem Abend von E-Gitarre, Bass, Drums und Keys, sie selbst spielt auf der akustischen Gitarre. Deren Sound wird in der Gesamtlautstärke etwas untergehen, dafür bleibt ihre tiefe und gefühlvolle Stimme den ganzen Abend lang umso eindringlicher.

Sitzend vs. ungehemmt

Nach «Fast Car» spielt die Band einen Song aus Ishantus 2016 erschienenen Debütalbum, das sie wie Tracy Chapman 1988 nach sich selbst benannt hat. «Free Ride» überzeugt vor allem wegen seiner Simplizität und geht live richtig unter die Haut. Das neue Album von Ishantu soll nächstes Jahr erscheinen.

Die Musik passt gut an diesen Ort, der mit seinen bilderverhangenen Backsteinwänden und Holzmöblierung zum geselligen Beisammensein einlädt: Da gibt es zum einen das Grüppchen auf der rechten Seite, das auf Ledersofa und Stühlen sitzt und wie in Trance Kopf und Hände zur Musik wippt. Und dann gibt es zum anderen das Grüppchen, das ungehemmt an der Bar tanzt, seine Bierli hinstellt und wieder hochhebt und ab und zu heiter johlt. Eine Besucherin zeigt sich besonders begeistert und stellt sich sogar direkt vor die singende Ishantu, um mit ihr ein Selfie zu machen. «Diese Musik heilt!», bemerkt sie strahlend, als sie vorbeitanzt. Tatsächlich praktiziert die Künstlerin auch Soundhealing, wie auf ihrer Webseite nachzulesen ist.

«Cool und gemütlich»

Später spielt sie einen weiteren Song aus ihrem Album «Lucky You». Die Band ist genauso gefesselt von den Melodien wie ihre Zuhörer*innen. Allgemein herrscht eine sehr angenehme Abwechslung von ruhiger und peppiger Musik, und die Kneipe füllt sich immer mehr. Hinten im Lokal verschiebt jemand einen Holzstuhl, vielleicht ein halbherziger Versuch, den Mindestabstand einzuhalten.

Gegen den Schluss hin häufen sich die Instrumentalteile, dauern zum Teil fast zu lange. «The Thrill Is Gone» von B.B. King – der diesen Song bereits gemeinsam mit Chapman sang – geht aber nochmals richtig ab. Sogar draussen, hinter der offenen Türe, tanzen die Leute mit, Zigi und Weissweinglas in den Händen. An der Bar stehen Bier und Desinfektionsmittel gefährlich nah beieinander.

Nach dem letzten Song «Little Wing» klatscht das Publikum lauthals um eine Zugabe; die gibt’s dann auch. «Cool und gemütlich» beschreibt Ishantu den Abend im Anschluss – und fasst damit das Konzert ganz gut zusammen.

ishantu
DO 17. September
SommerCafé Richard-Wagner Museum, Luzern