Da Hirne Los

Loge, Luzern, 18.10.2017: «Dadrin dadrinnen innendrin…», da liegt der Sinn? Lautmalerisch und stimmgewaltig verleihen Livio Andreina und Philipp Leon Fankhauser den tierischen Protagonisten in ihrer dreiaktigen Ode Ausdruck. 

Hil und Nars, zwei Rehe (meist Hand in Hand) machen sich gemeinsam auf die Reise. Die Reise nach dem Sinn. Dabei erleben sie allerhand: Deodorisieren Ida in Andorra und dörren Hornissen in der Sonne, reisen durch die Anden, Indonesien, Delhi, die Sahara...Wo der Sinn zu finden ist? Am Rande des Alls.

Aus den zehn Buchstaben der Kasperlifrage «Sind ehr alli do?» haben sich Philipp Leon Fankhauser, Musiker und Dozent an der Pädagogischen Hochschule Luzern, und Livio Andreina, Regisseur, Theaterpädagoge und Volksmusiker einen Spass gemacht. Andreina schrieb den Text, bestehend aus nur diesen zehn Buchstaben: A – D – E – H – I – L – N – N – O- R - S und Fankhauser komponierte die Musik zur Ode in drei Akten. Heraus kommt ein lebendiges Sprachspiel, ein Gewirr von sinnstiftenden Wörtern und Nonsens, begleitet von Gitarre und Bambusflöte. Vor einer grossen Kasperlitheaterbühne mit roten Vorhängen spielt sich die Szenerie mit den zwei Rehen, gespielt von den zwei Hauptakteuren, ab. Sie verschwinden auch mal dahinter und daneben und sorgen mit allerlei Stimmgeräuschen, - klängen und Gesängen für Schmunzeln im Publikum. Die wechselnden Hintergrundbilder und Ausschnitte der Partitur unterstreichen die Szenen, wobei der Narr immer wieder als Sujet dient.

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Die Leute im Zuschauerraum lauschen mucksmäuschenstill. Gewaltig, was die zwei Stimmen auf der Bühne an Wörtern und Sätzen hervorbringen. Wie sie miteinander spielen, aufeinander abgestimmt, oft singend, begleitet durch das gefühlvolle Spiel der Gitarre und das gewiefte Erklingen der Bambusflöte. Man versucht als Zuschauerin, der Geschichte zu folgen, immerwährend auf der Suche nach dem Sinn. Die Wortspielereien lullen einen ein und irgendwann beginnt man loszulassen. Dies sei das Ziel des dritten Aktes, so Fankhauser. Nach knapp einer Stunde dann das Ende. Er kommt also doch noch, der Kasperli, und stellt uns die berühmt berüchtigte Frage: «Sind ehr alli do?» Wie sehr wir das wirklich sind, im Hier und Jetzt. Dies beschäftigte die zwei Künstler, welche das Stück innerhalb der Werkstatt für Theater, von der Livio Andreina auch Gründer ist, erarbeiteten.

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Mit einem lauten «Ja» unsererseits nach dem dritten Anlauf von Kasperli erschien sein ganzes Volk mit Grossmutter, Prinzessin, Polizist und Co. (auch der Tod fehlte nicht) und natürlich – die zwei Rehe Hil und Nars, deren Geschichte kurz zusammengefasst als Abspann im Hintergrund hineg. «Zuerst dachte ich, das sei Dada. Es ist nicht ganz einfach zu verstehen. Man geht nicht aus dem Stück und denkt: ach, war das schön, es irritiert. Und doch, in der Welt da draussen geht alles drunter und drüber, da erscheint einem das Stück schon wieder recht normal», beschreibt mir eine ältere Zuschauerin ihren Eindruck. Die Leute bleiben noch eine Weile und tauschen sich untereinander und mit den zwei Schauspielern, Musikern und Sprachkünstlern aus. «Dies ist der grösste Erfolg für mich, wenn die Leute nach dem Stück noch dableiben und miteinander diskutieren», meint Philipp Leon Fankhauser strahlend nach dem Auftritt. «Reise an den Sinn heran. Dies sei der Sinn. Reisse den Sinn nieder. Erinnere» – eine Passage aus dem Stück. Erinnern wird man sich. An den Sinn? Vielleicht. Auf jeden Fall besonders an das herrlich sinnlose Zusammenspiel von Buchstaben und Wörtern sowie dessen Musik.