Brezel, Weisswurst und Süsser Senf

05.11.2014 , Theaterpavillon Luzern: «Zum Ochsen – (k)ein Schwank». Lisa Bachmanns Stück über einen Landgasthof und alles was dazugehört, gespielt von ecco RONDO.

Die letzten Theater von Ecco Rondo waren so Drama-Drama-Happy End. Dieser Kreislauf wurde bei «Zum Ochsen - (k)ein Schwank» nun umgewandelt zu Happy-Happy-Drama. Das Theater ist gute Abendunterhaltung und wurde beinahe richtig benannt: Es war ein Schwank. Viele Schenkelklopfer-Witze, ein wenig Schalk und genügend Alkohol. Was man in einem Gasthof namens «Zum Ochsen» erwartet, wurde einem auf der Bühne und an der Bar geboten: Weisswürste und Brezel, Ausländerfeindlichkeit, Säufer, Omas und ein paar junge Tüpfis, die das Landleben nicht ganz vertragen. Gesalzen wurde das ländliche Ambiente von den ausländischen und auch sonst speziellen Gästen: einer russischen Diva, Japanern, Ehebetrügern oder einem ADHS-Kind. Sie waren die Weisswürste neben der Brezel, sozusagen. Hier ergeben sich viele Klischees, viele Möglichkeiten, Witze einzubauen, und natürlich hat die Truppe diese Chance auch ergriffen und dies teilweise ganz schön gepfeffert. Wobei: diese Nebenfiguren waren extrem schillernd und die Besitzer der Gasthofes – ein junges Wirtepaar – gingen daneben fast etwas unter. Ihre sehr konventionellen Charaktere mussten, wie die ungesalzenen Brezel, hart gegen die lauten und klischierten Rollen der Besucher ankämpfen. Leider beeinflussten zudem die Gäste das Leben der Gastronomen nicht wirklich – die Geschichte des Paares und die der Gäste wurden sehr wenig miteinander verknüpft. Während die Klientel mit ihrem Leben (doofe Inder, hübsche Bergsteiger und Jägermeister in der Minibar) beschäftigt waren, versuchten die Beizer miteinander zu sprechen. Kaum ist der richtige Zeitpunkt da, kommt heraus: Er möchte lieber Physiotherapeut werden und sie ist schwanger. Man erlebte aber so wenig Einfluss der Gäste auf die Besitzer und umgekehrt, so dass man als Zuschauer das Ende ein wenig irritierend fand, baute dies doch vor allem auf den persönlichen Höhen und Tiefen des Ehepaares auf, welche bis anhin eher wenig Gewicht hatten. Die Brezel war plötzlich wichtiger als die Wurst. Es ging mir mit dem Ende wie mit der Weisswurst, man musste mir erst mitteilen, dass man die Haut nicht essen sollte. Ich war, naja, ein wenig ahnungslos. Trotzdem: die schauspielerische Leistung der Ecco-Rondo-Truppe war wieder einmal sehr beeindruckend. Die überzeichneten Gäste des Gasthofes konnten allesamt überzeugen, insbesondere Dario Muff hatte, in seiner Rollenvielfalt, Mimik und Gestik im Repertoire, dass einem die Spucke wegblieb. Sein Mut, auf der Bühne zu stehen und wirklich alles zu geben – auch das Hässliche – war umwerfend. Der exotische, süsse Senf, sozusagen. Überraschenderweise hatte auch die Regie selbst zwei kurze Auftritte, was natürlich für ein paar Lacher sorgte. Grundsätzlich durfte man sich viel amüsieren und konnte die Lachmuskeln trainieren. Es ging zwar nicht um die Wurst, aber man wurde durchaus satt. Das diesjährige Theater der Laientruppe Ecco Rondo unter Lisa Bachmann hält also, was der Titel verspricht. Und es wurde kein falsches Versprechen gemacht, sondern man bekommt, was man bestellt hat. Und das wird aufgegessen.  

Weitere Aufführungen im Theater Pavillon Luzern: FR 7. - SO 9.11., FR 14. - SO 16.11.2014.