Authentische Vermittlungsarbeit

Tropenhaus Wolhusen, 31.03.2017: Die neue Fokusausstellung «Jambo Afrika» (Hallo Afrika) steht ganz im Zeichen des Schwarzen Kontinents. Die von Andi Rieser konzipierte Schau setzt auf einen gesunden Mix aus Klischees und Vermittlung.

Im Eingangsbereich hängen über den Verkaufsregalen, die gefüllt sind mit Leckereien aus den tropischen Zonen in aller Welt, afrikanische Masken. Keine Billigimitate für Touristen, sondern authentische. Über den Logos von Helvetas, WWF und Body Shop stieren die Masken aus Nigeria, der Elfenbeinküste, der Demokratischen Republik Kongo und einige weitere von der Wand. Was bezeichnend ist für das Tropenhaus Wolhusen: Hier werden keine billigen Kompromisse gemacht. Man geht den Dingen auf den Grund, sucht das Authentische.

Masken

In der Begrüssungsrede von Geschäftsführer Pius Marti fällt natürlich nach wenigen Sätzen jener Name, der in der Schweiz zu einem Synonym für Afrikakenner geworden ist. Der des vor sechs Wochen verstorbenen Theologen, Journalisten und Autors Al Imfeld. Vor knapp zwei Jahren erschien dessen Opus Magnum, die monumentale, über 800 Seiten starke Anthologie Afrikanischer Lyrik «Afrika im Gedicht» – seit dem von Janheinz Jan herausgegebenen «Schwarzer Orpheus» (1954) die erste Vermittlungsarbeit dieser Art im deutschsprachigen Raum. «Wir alle benötigen afrikanische Begleiter, die uns nicht nur oberflächlich zu Afrika hin- oder einführen», schreibt Imfeld im Vorwort. Wodurch sich wieder der Kreis nach Wolhusen schliesst.

Al Imfeld

Marti zitiert Imfeld: «Es geht darum, die anderen zu verstehen, zu anerkennen, ihnen etwas Würde zu geben, die ihre Kultur verdient hat. Nur wer etwas versteht, kann auch echt und ehrlich mithelfen, etwas weiterzuentwickeln und etwas Neues entstehen zu lassen.» Dass dazu neben dem Offensichtlichen wie der Thematisierung des traditionellen Glaubens in Form einer authentisch eingerichteten Lehmhütte oder dem Spassigen eines Gorilla-Trails auch die Auseinandersetzung mit aktuellem Kulturschaffen gehört, haben die Ausstellungsmacher gut verstanden. So sind im Tropenhaus auch zeitgenössische afrikanische Kurzfilme zu sehen, etwa «Lokoza» (Südafrika, 2016), der heuer an den Solothurner Filmtagen gezeigt wird. Auch Afrikaschweizer kommen zu Wort. In verschiedensten afrikanischen Sprachen erzählen sie eindrücklich von ihrem Leben.

Maske

Daneben dürfen auch die sinnlichen Erlebnisse nicht fehlen, etwa typische Marktprodukte auf einem Tisch in Körben. Oder lokale Materialien zum Ertasten. Eine unterhaltsame Skurrilität: Viele Afrikanerinnen und Afrikaner lassen sich vor gemalten Kulissen fotografieren. Das können etwa luxuriöse Interieurs, urbane Skylines oder auch englische Parkanlagen sein. Für das Tropenhaus malte der Illustrator und Künstler Matthias Leutwyler eine Dschungelszene, die fern an Werke von Henri Matisse erinnert.

Tanz

Nach einem kongolesischen Maskentanz dann das Konzert. Die guineische World-Music-Truppe Ba Cissoko um den gleichnamigen Griot (Geschichtenerzähler) und Kora–Virtousen spielte auf. Der Sound wurde beschrieben als «West Africa Meets Jimi Hendix», was nicht allzu dick aufgetragen ist. Cissoko kitzelte aus seiner Kora, einer Stegharfe, die man sich umbindet und mit dem Hals nach vorn spielt, Klänge, die nicht von dieser Welt und von keiner andern schienen.

Ba Cissoko

Im Mai ist bereits das nächste Konzert in tropischer Flora zu geniessen: der Tuareg-Gitarrist Bombino, der dem Zentralschweizer Publikum bereits von seinen Auftritten an Blue Balls und B-Sides bekannt sein mag. Er gilt als Meister des Wüstenblues, der traditionelle Tuareg-Musik mit Rock und Blues vermischt. Und das Beste für Städter, die Angst haben auf dem Land zu versanden: Es gibt einen Shuttle zum Bahnhof Wolhusen.