Asia meets Alpi

Alpineum/Bourbaki, 08.08. 2015: Das Invictis Pax-Minifestival ging in die dritte Runde. Wo sonst Touristen verkehren, spielten fünf vielversprechende Schweizer Acts auf. Elektronischer wurde es an der Afterparty in der Bourbaki Bar.

(Bilder: Lisa-Moana Meier)

An diesem heissen Sommertag im August war das Löwendenkmal für einmal nicht nur Schauplatz asiatischer Tourigruppen mit Fünf-Minuten-Zeitfenster für die obligaten Ferienfotos. Zwar strömten diese wie gewohnt in Einerkolonnen zu begehrten Sujets, folgten dem gelben Wimpel ihres Anführers und hielten alles auf ihren Smartphones fest; doch noch vor dem sterbenden Löwen sollten sie sich plötzlich inmitten der ersten Festivalbesucher wiederfinden. Vielleicht etwas verwirrt, aber durchaus angetan, lauschten sie mit ihnen den Reggae-Klängen des Ghanaer Dixkson, der den Auftakt des Minifestivals Invictis Pax bildete. Nach dieser eher langsamen Nummer wurde es mit dem nächsten Act zusehends schneller. Die aufstrebende Luzerner Band Oakes mit ihrem Psychedelic- und Alternative-Rock machte sich ans Werk. Verspielte Bassläufe trafen auf treibende Riffs, dazwischen der starke Gesang des Frontmannes Julian, welcher durchaus einen lobenden Vergleich mit Jim Morrison zulässt. Der Band einen Genre-Stempel zu verpassen, fällt indes schwieriger und ist bei dem bereits sehr ausgereiften und eigenen Sound gar nicht nötig. Man darf auf jeden Fall auf die Zukunft gespannt sein!

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Den zahlreich erschienenen Besuchern gefiel, was sie dargeboten bekamen. Ob stehend oder sitzend, trinkend oder rauchend, die Köpfe wippten im Takt und die Stimmung war entspannt. Von den obligaten tätowierten und modisch gekleideten Menschen über junge Familien mit Kind und Kegel bis zu den angesprochenen, mehr oder weniger zufällig anwesenden Touristen war alles dabei. Man kannte sich, das war zu sehen, was als ein schöner Nebeneffekt des familiär anmutenden Anlasses erschien. Musikalisch ging es mit Great Black Waters weiter. Das Bandprojekt um Sänger und Leadgitarrist Björn Magnusson spielt bittersüssen Lo-Fi-Rock, der herrlich unperfekt und roh daherkommt. Leider konnte sich diese geballte Power nicht vollständig entfalten, weil der Sound doch eher dumpf aus den Boxen drang. Ganz allgemein hätte man die Lautstärke ruhig noch ein wenig hochschrauben können, was aber den Nachbarn wiederum nicht gefallen hätte - man erinnere sich an das «Drama» im vergangenen Jahr, als besorgte Anwohner Unterschriften gegen das Minifestival gesammelt haben. Vielleicht war die Regulierung deshalb auch nur gut gemeinte Nachbarschaftshilfe. Doch zurück zur Musik: Die Songs vom neuen Album «Glow, Sand & Other Songs» wechselten sich mit neu interpretierten Stücken vom Vorgängeralbum «Songs For A Bath» ab und entführten die Anwesenden in eine romantisch verzerrte Zwischenwelt aus schleppenden Drums, jaulenden Gitarren und unverwechselbaren Vocals.

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Die nächste Formation Loreley & Me, bestehend aus Neil Nein und Loreley, spielte soliden elektronischen Bluesrock, der zwar in die Beine ging, jedoch nicht mit der Diversität der Vorgänger mithalten konnte. Den Abschluss bildete das Luzerner Quartett Evje, dessen Shows ziemlich rar gesät sind und die deshalb umso heisser erwartet wurde. Die Düster-Pop-Truppe war nach einigen personellen Wechseln und intensiver Arbeit an neuem Material endlich wieder ready für Live-Auftritte. Die sphärische Szenerie aus Synthesizer- und Samplerarrangements passte perfekt zur inzwischen beleuchteten Kulisse und war geprägt von der zauberhaften Stimme Belia Winnewissers. Die Wahl des Headliners fiel verdientermassen auf diese spannende Luzerner Combo, die mit ihrer gefährlich-geheimnisvollen Stimmung den Höhepunkt des Minifestivals bildete.

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Im Anschluss wurde die Party in der Bourbaki Bar mit Ava Schwarz, Mannequine und Stiglitz & Bernstein weitergeführt. Ganz ohne asiatische Touristen.