Another Side of Robert A. Zimmerman

Zwischenbühne Horw, Samstag, 20.4.2013. Die Affiche tönte viel versprechend, wie alles eh mit Spannung erwartet wurde: «The Golden Chords play Dylan». Braucht es das? Bringt es das? Was es mit Nachspielen und mehr von Songs aus der Feder des Bob Dylan auf sich hat: hier steht’s geschrieben.

Dylan, ist das nicht dieser alte Mann aus Amerika, der noch im hohen Alter nicht davon lassen kann, auf unsägliche Art und Weise, bei miesem Live-Sound, seine ollen Nummern mit kläglicher Stimme und rumpeliger Musik auf den Bühnen dieser Welt vor andächtigem Publikum vorzuführen? Genau. Alles und für alle Zeiten zum als Robert Allen Zimmerman geborenen Bob Dylan ist eigentlich hier gesagt. Dylan, das ist aber auch der Mann, der der Welt einen Riesenstrauss von epochal bedeutenden Songs schenkte. Er dürfte sie einfach unter allen Umständen nicht mehr selber singen. So würden zahllose, wenn nicht gar unzählige Ohren von den Dylan’schen Immissionen verschont. Aber es gibt Hoffnung. Zum Beispiel in Gestalt von The Golden Chords. Die haben sich nämlich aufgemacht, dylankatalogmässig sehr kundig und mit gutem Gespür gut zwei Dutzend Kompositionen von Herrn Dylan für ein Cover- oder vielleicht besser: Tribute-Programm auszuwählen. Und öffentlich vorzutragen natürlich. Wie bei Premiere am Samstag in Horw. Dylans Lieder wollen nicht mehr oder nicht weniger als dies und so erzählen sie es denn: Sie bieten Schutz vor dem Sturm, wollen nichts anderes als unser Freund sein, erklären, dass die Dinge sich verändert haben, dass alles vorüber sei am Ende der Linie, wenn die Wände fallen; ihr Ferienziel heisst Acapulco, es geht aber auch in den Nordpol hinauf, wo die Freiheitsglocken läuten und man sich in Würde noch eine Tasse Kaffee gönnt.*

The Golden Chords nennen sich übrigens nach der Teenie-Band, die der damals noch Robert (Bob) Zimmerman geheissene Bob Dylan damals gründete, um (selber auf Klaviertasten hauend) dem Rock’n’Roll zu frönen. Die heutigen (Luzerner) The Golden Chords sind ein Quartett mit zwei Brüdern, 1 Cousin, zusammen genommen dann 3 Cousins, und einem Nichtverwandten, namentlich Heinz Gadient (Mundharmonika, Drums) Martin Christen (Bass), Thomas Christen (Gitarren), Stefan Christen (Vorgesang, akustische Gitarre). Man tritt zu viert in Existenzialisten-Tracht auf, nämlich mit Converse (schwarz-weiss), Bluejeans (blau), Rollkragenpullis (schwarz), auch das Brillendesign ist mehr oder weniger uniform (schwarz). Ein vielfacher junger Dylan blickt vom Bühnenprospekt, ins rechte Licht gerückt. Technisch wird man in der Zwischenbühne einer Novität gewahr: Da wird über eine bandeigene, elegant-schlanke «state of the art»-Anlage von Bose gespielt. Und auch das hat man heute: iPads, kunstvoll auf Ständer geschnallt (alte Notenständer ade), bei The Golden Chords drei an der Zahl. Anfangs ist bei der Premiere für kurze Zeit alles noch etwas von Verhaltenheit geprägt, um im Lauf des schön langen Abends zusehends zu erfreulicher Lockerness zu finden. Aus uralter Zeit und aus der jüngsten Vergangenheit (nämlich ab dem 2012er-Album «Tempest»), aus Outtakes-Bootleg-Beständen wie aus Oscar-gekrönter Filmsong-Kompositionsarbeit, gar aus der glorreichen Zeit der Traveling Wilburys, jener Allstar-Band mit Dylan, Jeff Lynne, Roy Orbison, George Harrison und Tom Petty. Genau, es ist ein musikalisches Fest mit Songs, von denen man noch stundenlang nicht genug haben könnte. Wenn sie denn so gespielt sind wie im Fall von The Golden Chords, die, wenn es sich anbietet, wunderbar im Chörli singen können. Mit einem Wort: altherrlich. Fazit: The Golden Chords empfehlen sich für hoffentlich manch weiteres einnehmendes Konzerterlebnis. * Die in diesem Absatz versteckten am Konzert gespielten Dylan-Songtitel lauten: «Shelter From The Storm», «All I Really Want To Do» «Things Have Changed», «It’s All Over Now», «The End Of The Line», «Tweeter & Monkey Man», «Going To Acapulco», «Quinn The Eskimo», «Chimes Of Freedom», «Dignity», «One More Cup Of Coffee». Weitere Titel im Repertoire: «Tell Me», «Dusquene Whistle», «Ballad Of Frankie Lee & Judas Priest», «Just Like Tom Thumb’s Blues», «Love Minus Zero/No Limit», «You Ain’t Goin’ Nowhere», «One Of Us Must Know».