Anna Mae: «Mein Name ist ein Glücksbringer»

Sobald Nadja Limacher die Bühne betritt, heisst sie Anna Mae. Die Luzerner Musikerin setzt seit knapp fünf Jahren auf die Musik. Und doch erscheint erst am kommenden Freitag ihr Debütalbum «Out Of The Woods».

Bild: zVg

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Nach Jahren des Komponierens und Schreibens, von Konzerttouren und ganz einfach des Lebens veröffentlicht die Sängerin und Liederschreiberin Anna Mae Ende März ihr längst überfälliges Debütalbum «Out Of The Woods». Fünf Jahre nach ihrer ersten EP «Let It Roll» präsentiert die 31-jährige Alberswilerin nun zehn Songs. Sie singt über die Sehnsucht nach einem glücklichen Leben, die Liebe und über den Lauf der Welt, in der sich – so die Sicht der Sängerin – immer mehr Leute nach Mut und Energie sehnen.

Steht Anna Mae nicht auf der Bühne, heisst sie Nadja Limacher. Ihr Bühnen-Alter-Ego hat sie sich von einem ihrer grossen Vorbilder geliehen: Es ist Tina Turners bürgerlicher Name. «Anna Mae ist wie ein Glücksbringer. Ich möchte in der Musik weiterkommen, der Name erinnert mich stets an dieses Ziel.» Zudem sei der Stagename ein Schutz. «Anna Mae kann das tun, was zum Privatleben von Nadja Limacher wenig passt: Sie kann selbstsicher auftreten, hat Bühnenpräsenz. Persönlich bin ich eher zurückhaltend und schüchtern», sagt die Liedermacherin.

 

Seit nun knapp fünf Jahren ist Anna Mae professionelle Musikerin. Sie hat für ihre Passion eine sichere Bürostelle aufgegeben. «Ich habe angefangen, in Cafés und Bars zu spielen und damit mein Geld zu verdienen. Ich merkte schnell, dieses Leben ist nur möglich, wenn man bereit ist, zu verzichten.» Ferien oder ein eigenes Auto liegen nicht drin und in den Ausgang gehen bedeutet für sie Konzerte zu geben. Um sich ein schönes Essen im Restaurant leisten zu können, müsste sie sich was dazuverdienen, sagt sie.

Träumen von der Freiheit

Ihre Reisen unternimmt sie für die Musik: So tourte sie durch die Schweiz, Europa, einmal sogar Nordamerika. Es passt zu ihrer Musik: Die Mischung aus Folk und Country klingt nach dem Mittleren Westen, Johnny Cash und Bruce Springsteen nennt sie als Vorbilder. «Die amerikanische Musik ist tief in mir verankert, ich höre Country, seit ich ganz klein bin», sagt sie. Die Texte über Freiheit sprechen sie an, sagt Anna Mae, das Thema begleite und fasziniere sie – nicht zuletzt war ihr Wunsch danach ein Treiber hinter der Entscheidung, sich selbstständig zu machen und von der Musik zu leben.

«Vielleicht schreibe ich als Nächstes ein Album mit französischen Chansons.»

Anna Mae, Songwriterin

Im vergangenen Jahr war auch diese Freiheit jedoch arg reduziert. Sie sagt: «Das Corona-Jahr war hart, wir befanden uns im Februar 2020 im Schreibprozess für das Album, da kam der Lockdown. Ab da haben wir uns über Zoom und Videoanrufe ausgetauscht und die Songs so auf diese Weise weiterentwickelt.» Mit «wir» meint sie sich und ihren Produzenten: Steffen Peters von den Soundfarm Studios in Obernau. Er hat das Debütalbum zusammen mit der Sängerin entwickelt. «Vor dieser Zusammenarbeit hatte ich fast ein Jahr lang nach den richtigen Leuten gesucht, mit denen ich meine Vision teilen konnte. Als ich Steffen begegnete, wusste ich, dass es funktionieren würde.»

Jetzt, wo das Album rauskommt, müsste man eigentlich spielen. Was möglich sein wird, lässt sich nun nur schwer abschätzen. Doch Anna Mae nutzt die freie Zeit, probt und komponiert. «Vielleicht schreibe ich als Nächstes ein Album mit französischen Chansons», sagt sie. Eine Hommage an ihre Kinderjahre, die sie in Frankreich verbrachte. «Wenn ich mich an diesen Lebensabschnitt erinnere, wirkt er auf mich wie ein Traum. In Chansons kann ich die Momente zurückholen – das ist etwas sehr Intuitives und Persönliches.»

Sobald es möglich sein wird, spielt sie auch wieder Konzerte. Für ihren ersten Auftritt ist sie bereit, sie will im April ihre Platte im Treibhaus taufen. Geplant sind weitere Auftritte mit ihrer Band. Wenn es die Situation verlangt, spielt sie aber auch wieder Solo-Auftritte, mit Gitarre und Mikrofon. Endlich wieder Anna Mae, endlich wieder frei.

Anna Mae: Out Of The Woods

Eigenvertrieb, 2021.