Americanas Finest: The Wood Brothers in Ettiswil

Gasthaus Ilge Ettiswil, 30.05.2015: Berlin, Prag und München gehören zu den bisherigen Stationen ihrer Europa-Tournee. Weiter geht’s nach Hamburg, Rotterdam, Amsterdam. Gestern spielten sie ihren einzigen Schweizer Gig in Ettiswil. Am so stimmigen wie stets von neuem überraschenden Stimmenfestival.

Sterne von hinten, Sterne links und rechts. Lichtpunkte in der Guckkastenbühne des Ilgen-Saals, darauf die Brüder Wood und der Multiinstrumentalist Jano Rix aus Nashville, Tenessee. Zu Hause füllen die Wood Brothers Hallen. Hier im Säli spielen sie ein intimes Konzert. Und zeigen, dass sie zum feinsten gehören, was der Americana momentan zu bieten hat. Es ist eine zeitlose Musik, die die drei Herren spielen. Man wähnt sich in einem Keller irgendwo im Süden der Vereinigten Staaten. Oder einem Imbiss an einer staubigen Strasse. Oder irgendwo darauf von hier nach dort. Eine Mundharmonika streicht über einen Teppich aus Standup-Bass, Perkussion und akustischer Gitarre. Der Bass wird gezupft und gestrichen, während Jano Rix an seiner Shuitar (https://www.youtube.com/watch?v=RbxMQ6Uve58) rumzaubert und Oliver Wood seine heiteren, seine bluesigen, seine poetischen Texte in den aufgeheizten Saal singt. «Wir werden spielen, bis ihr alle nackt seid», ruft er dem schwitzenden Publikum zu. Dann geht es weiter: Das so rührselige wie wunderschöne «The Muse» oder «Luckiest Man», das in den Anfangs-Akkorden an den Pixies-Übersong «Where Is My Mind» erinnert, wie das lockerflockige «Chocolate On My Tongue» («If I die young / At least I got some chocolate on my tongue»). Und ein persönlicher Favorit: «Postcards From Hell», wo es um grosse Künstler geht, die die Band bislang traf, die aber nie den Durchbruch schafften: « And if you ask him / How he sings his blues so well / He says / I got a soul that I won't sell / And I don't read postcards from hell». Der Saal kocht. Das Stimmenfestival Ettiswil schafft es auch in seiner elften Ausgabe wahre Entdeckungen ins Luzerner Hinterland zu locken. Das feinsinnig  programmierte Festival verbindet locker einheimische Orte wie das altehrwürdige Gasthaus Ilge oder das Schloss Wyher mit Klängen aus der ganzen Welt. Einheimische kommen, die sonst wohl weniger solche Musik hören, Auswärtige kommen, die sonst wohl eher nicht nach Ettiswil fänden. Ein schöner Mix, ein gelungenes Festival.