Aktion Freiraum zeigt Gesicht

Die Aktion Freiraum wappnet sich in den Verhandlungen mit der Stadt Luzern für einen möglichen Endspurt. Dazu organisiert sich die lose Gruppierung im neuen Verein Kulturraum. Zum Vorstand gehören Claudio Pfister, Anna Froelicher (Co-Präsidentin), Jonas Aebi, Kim Schelbert und Reto Bürgisser (CO-Präsident) (vgl. Foto v.l.n.r). Wir sprachen mit zwei Vertretern (Interview aus das Kulturmagazin 3/09).

Ist die Vereinsgründung eine Professionalisierung der Aktion Freiraum? Kim Schelbert: Der Rest der Bewegung ist immer noch unbekannt. Wir wollen die Aktion Freiraum nicht personalisieren, jedoch greifbarer machen. Der Entscheid fiel aus praktischen Gründen: Wir wollen schneller verhandeln können und für die Zukunft bereit sein. Reto Bürgisser: Es hat primär rechtliche Vorteile und macht die Verhandlungen einfacher – gerade mit Hauseigentümern. Wir wollten weg vom Image, dass wir nicht greifbar seien – jetzt zeigen wir Gesichter.

Besteht nicht die Gefahr einer Institutionalisierung, was die Bewegung ja immer vermeiden wollte? Bürgisser: Es ist eine Gratwanderung, eine Bewegung ist ja das Gegenteil einer Institution, das gab intern schon zu diskutieren. Doch trotz neuer Struktur arbeiten wir intern immer noch gleich wie bisher – unsere Sichtweise hat sich nicht geändert.

Steht die ganze Aktion Freiraum hinter dem Verein? Bürgisser: Natürlich gab es hitzige Diskussionen, welcher Weg der richtige ist. Der grösste Teil steht hinter dem Entscheid. In der Aktion Freiraum hat die ganze Bandbreite von Hausbesetzern bis zu Theaterschaffenden Platz, da gibt es immer Diskussionen, das macht es gerade spannend. Schelbert: Es braucht einfach viel Zeit, in dieser eher losen Gruppe einen gemeinsamen Nenner zu finden. 

Muss ein alternativer Kulturraum, wie ihn der Verein fordert, innerhalb der Stadt Luzern liegen? Schelbert: Natürlich wäre es schön, doch wir schauen mittlerweile auch in die Agglomeration. Bürgisser: Das Zentrum ist so dicht bebaut, wir haben den Horizont zwangsläufig etwas erweitert.

Beschreibt doch mal die Verhandlungen mit der Stadt. Wie ist das Klima, die Bereitschaft? Bürgisser: Wir verhandeln primär mit Urs W. Studer und Ruedi Meier. Eigentlich sind es derzeit mehr Gespräche als Verhandlungen. Anfangs wurde nur über Grundsätzliches, nicht über Lösungen diskutiert. Wir treffen uns etwa alle zwei Monate, dazwischen passiert viel: Objekte werden begutachtet, Liegenschaftsbesitzer kontaktiert, einmal haben wir sogar ein Baubewilligungsverfahren geprüft. Schelbert: Das Klima hat geändert, die Stadt bringt jetzt Verständnis auf und wir werden ernst genommen, das brauchte seine Zeit. Bürgisser: Es ist ein Fortschritt, dass es überhaupt zum Verhandlungstisch kam und die Stadt kommt inzwischen ihrerseits mit Inputs für mögliche Orte. 

Wo liegen mögliche Standorte für Räume? Bürgisser: Wir haben fünf bis sechs Objekte angeschaut, aber wieder fallen gelassen. Entweder war die Miete zu hoch, es wäre zu viel Arbeit angefallen oder sie waren sonst ungeeignet. Jetzt gibt es wieder drei bis vier abzuklärende Objekte. Grösstenteils in der Peripherie.

Momentan spricht man ja von einer Kulturraumoffensive – wie sieht eure Vision aus? Bürgisser: Es passiert viel in Luzern, aber es fehlt ein Zentrum für Experimente. Das Kreative passiert in den Nischen und kleinen Lokalen. Auch wenn Nischen wichtig sind, das Ganze soll auch wieder zusammenwachsen, dafür braucht es gemeinsamen alternativen Kulturraum.