«Ach ist das schön! Ach ist das Weihnacht!»

Im Sedel gedenkt man an Weihnachten nicht nur des – nochmals Glück gehabt – überstandenen Jahres, sondern auch verarmter Luzerner Bands. Wer zuhause nix bekam, weil er den Sonntags-Familien-Brunch immer verschlafen oder zu verkatert zu sich genommen hat, der konnte sich im Sedel sich selbst was Liebes tun. Eine Benefiz-Weihnachts-Gala der besonderen Art.

(Von Nina Laky / Bilder: Jonas Wydler)

Nach dem obligaten Heiligabend in häuslicher Gewalt Gesellschaft nimmt man einen extra grossen Schluck Verdauungs-Grappa und spaziert verdauend in die nördlicheren Gebiete Luzerns. Dort wartet nämlich ne andere Feier, weihnachtlich wird sie anscheinend sein und Geschenke hats meines Wissens dort auch. Als Moderator tritt, so sagt man, Dominic Deville auf.

(Zudem sollte man nimmer immer an Veranstaltungen gehen, bei welchen mit Stalin auf den Abend hingewiesen wird. Speziell dann, wenn er eine Zipfelmütze trägt. Siehe Wunderbares links.)

 

Und tatsächlich, das war doch mal schön wunderschön, so ne Weihnacht im Sedel. Durchaus was Pädagogisches hatte sie an sich, diese Weihnacht im Sedel. Da kam man gen Mitternacht doch gut oben an und schau da, hier war noch niemand. Ein Grossstadt-Gefühl kam auf, ihr wisst schon, dort wo man erst gen 2 Uhr morgens das Haus verlässt. Doch wir waren hier,  mitten in  Luzern. Die Versteigerung der rund 40 gespendeten Geschenke (nicht vergessen, der Erlös ging in Form von Sedel-Biergutscheinen an verarmte Sedelbands) nahm ihren Anfang gegen 1 Uhr, dann waren auch alle  gut genährten und getränkten Gäste oben angekommen.

Licht und Liebe hiess das Motto anfangs, oh ja, wir hatten alle ein weisses Kerzli in der Hand.  Wie schön nett. Das Licht gab man im Publikum weiter und weiter und weiter und weiter bis alle Liebe hatten. Nachdem wir alle ein Tannenbaum brennendes Kerzli hielten, durfte die Benefiz-Gala beginnen.

Die Geschenke. Eine wahre Pracht der Grosszügigkeit Luzerns. Da hatten wir doch ein arabisches Taschen-Bömbchen, B-Sides-Festivalpässe, massenhaft CDs, welche nicht verkauft werden konnten (danke Kubus!), Metzgerhalle-Biergutscheine für Eugen und ein riesen Geschenk-Kunstwerk von der Band Moped Läds, welches, meiner Erinnerung nach, das Höchstgebot von so um die 43 Franken einbrachte.

Eine Versteigerung mit einem Publikum, das es sehr, sehr gut meinte. Ob es an der vielen Liebe lag, oder am der übermütigen Laune des Völkchens sei dahin gestellt. Dank dieses lieben Publikums aber gibt es nun glückliche, bierreiche Luzerner Bands. Ingesamt wurden an dieser Charity-Veranstaltung (mindestens!) 50 000 Franken eingenommen. Danke Luzern.

Was bleibt? Begeisterte, stolze «Do they know it's x-mas»-Besucher, welche ihre Errungenschaften enthusiatstisch seinen Nächsten präsentierten und ein sichtlich gerührter Dominic Deville: «Ach ist das schön! Ach ist das Weihnachten. Nächstes Jahr machen wir das wieder, so Gott will.». Dannach eifrige, kleine goldige Tanzfüsse, welche zur Disco bis in die frühen Morgenstunden zappelten. Doch da war ich schon auf dem Heimweg. Nine Inch Nails zu spielen ist nun wirklich ein Sünde! Und das an Weihnachten!. Doch ehrlich gesagt, meine Lieben, was gibts schöneres, als am 25. Dezember in den frühen Morgenstunden im nassen Schneeregen vom Sedel nach Hause zu flitzen? Wenig.

Nachtrag an Josef: Ich hab bis zuletzt gehofft, dass du kommst und zu Bloc Party tanzt, aber du hattest wohl besseres zu tun. We still love you bo... oder warst das doch nich du?