1fach antik – PruaPruaPrääätz!

Konzerthaus Schüür, 04.01.2017: Die Kick-Ass-Award-Show des Radio 3fach lebt davon, nicht alles so ganz ernst zu nehmen. Bisschen ans Bei bisle, bisschen sich selber die Kirsche auf die Torte setzen, bisschen lustig, hihihi, hahaha, hohoho. Auch dieses Jahr. Wieder. Gähn. Erwartbar ironisch. Wie dieser Artikel, gäll?

«I didn’t even know who won the award. Maybe nobody.» (oder: Fear and Loathing at the Kick-Ass-Award)

Heute Nachmittag so im Radio 3fach: Ede letschte mönet hed sech jo alles, wie mer alli wössed, om de Kick-Ass-Award vom Radio 3fach dreit! Genau. Ausser ein paar Attentaten, verstorbenen (Nichtlokal-)Prominenten und dem neuesten Star-Wars-Film. Manchmal könnte man meinen, das Radio 3fach hört und kennt eh nur noch eines: Radio 3fach. Aber die meinen das ja nicht so ernst und so. Und nehmen es auch nicht so ernst. Vor allem die Recherche: Vor Interviews wird jeweils noch kurz der Name der Band gegoogelt, damit man wenigstens diesen richtig staggeln kann, um danach den Eingeladenen mit plumpen, «eschchlienblödifrogaberechschtellesiejetztglich»-Fragen die Schamröte ins Gesicht zu pumpen.

Thema am heutigen Abend: Griechisch, Olymp, Togas und so. Antik. Passend zum Kick-Ass-Award also. Eine Kulturszene einer Provinzstadt feiert sich selbst feiert sich selbst feiert sich selbst feiert sich selbst feiert sich selbst reproduziert sich selbst. Und lacht darüber.

Barmi war auch da.

GeilerAsDu gewinnen mit «Turbo Mate & Kalaschnikow» den Preis für das beste Album (1000.–). Beim Betreten der Bühne sehen sie aus, als fühlten sie sich fehl am Platz. Richtig so, denn diese drei Typen sind WeiterAsDu. In ihrem Hypertrack «Mittelpunkt» auf dem Album rappen sie: «Wer hed der gseid du sellsch dech so wechtig näh?» Davon könnte sich der heutige Kultur-Kuchen in der Schüür ein grosses Stück abschneiden. Krethi und Plethi, Hinz und Kunz, Hanswasheiri und alles, was zwei (oder drei) Beine hat, ist in der Schüür. Und man macht ein riesiges Tamtam. Radio 3fach, wer hed der gseid du sellsch dech so wechtig näh? Aber ja eh nicht so ernst, alles. (Hey, Heiri: Sich über den Luzerner Kulturkuchen aufzuregen ist ja längst ebenfalls kulturkuchig. Ok, Heiri.)

Julius war auch da.

Ja, was hattet ihr erwartet? Dass hier ein Text à la 20 Minuten oder LZ steht? Es war alles supidupi in der «rappelvollen Schüür», die «Nominierten des Kick-Ass-Awards» räumten «begehrte Preise» ab? Dann kann ich auch die Medienmitteilung copypasten. Apropos: Die Artikel von 20 Minuten und LZ sind schon online (jetzt ist es 01:54 Uhr). Die schreiben dann solche Sätze: «Den Award für (sic!) grössten Kulturkopf in Luzern, die «Luzerner Kulturbirä» ging (sic!) an Erich Brechbühl für sein kulturelles Engagement und Schaffen belohnt (sic!).» Alter, seid ihr bekifft? Schon mal was von Syntax, nein, Sprache gehört? Alle wollen die schnellsten und flottesten sein. Auch das 3fach: Dann schreibt man auf der Power-Point-Präsentation der Award-Show halt auch «Judith Rohrschach vom Kleintheater» statt «Judith Rohrbach vom Kleintheater» und andere Kuriositäten. Vielleicht ist es auch Ahnungslosigkeit. Aber das ist auch egal. Morgen ist das alles vergessen und vergeben. Und eh nicht so ernst, alles. Lustig, dass heute Abend ausgerechnet Mr. LZ-Chefredaktor Jérôme Martinu kulturelles Feingefühl beweist: Sein Favorit, das Video von Dub Spencer & Trance Hill («Deep Dive Dub»), sei nicht mal nominiert. Da hat man wohl die eigene Award-Show so fest nicht ganz erstgenommen, dass Dub Spencer & Trance Hill – die wahrscheinlich beste nationale Band aus Luzern – vergessen ging. Aber hey, vielleicht sollte man das alles nicht zu ernst nehmen. Oder vielleicht bin ich einfach schon zu alt.

Mein Mitbewohner war auch da.

Und dann voll jung wieder: Der Kick-Ass-Award 2016 (3000.–) geht an TBRW & Little Miss Sunshine mit ihrem Song «Chollo». Der Preis für den besten Videoclip gleich dazu (an Sébastien den Hollander). Und diesen Jungs gönnt man das absolut. Das war DIE Überraschung des Abends. Der Track klingt zwar in meinen Ohren etwas wie Sean Paul vor fünfzehn Jahren auf VIVA, aber das ist wohl das, was die Jungen von heute hören.  

Moderation: Die Witze sind laut Luzi von GeilerAsDu schlechter als letztes Jahr. Ich glaube, es sind dieselben wie letztes Jahr. Und die zig Jahre davor. Aber David Roth und Andreas «Genti» Gantner machen das gut, man lacht ja jedes Jahr trotzdem wieder und das ist das Wichtigste.

Promis: Beat «Schtapi» Züsli, Lynn «Wetterfee» Grütter, Tomislav «Tomi» Puljic, Jost «Immobilienmogul» Schumacher, Mario «Olympiagold» Gyr.

Was sonst noch so passierte: Danièle, der Strassenmusiker, war da, war aber bei der Preisübergabe für den besten Strassenmusiker, den er zusammen mit Cello Inferno gewann, nicht mehr da. Und, danke, Radio 3fach, für so einen Award. Das war mal überfällig.

Das Highlight des Abends: Pouljic met Riis (statt «Poulet met Riis») von Mimiks feat. Tomislav Puljic. Das war fresher und realer als ganz Kulturluzern zusammen.

Verpasst: Nicht viel.

Alle Nominierten, Gewinner und Schreib- bzw. Kommafehler findet ihr in der angehängten Medienmitteilung.