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Porträt Solong von Vital Romero

01.04.24

Musik

Solong and hello!

Als Solong legt die Gitarristin Klara Germanier ihr erstes Soloalbum vor. Ihre experimentierfreudigen Indie-Americana-Songs haben eine dunkle Note, aber die sanfte Wucht der Musik haut die Düsternis weg.

Pirmin Bossart (Text) und Vital Romero (Bild)

Auf ihrer Debüt-EP als Singer-Songwriterin veröffentlicht Solong fünf ganz unterschiedliche Songs. Keiner lässt dich unberührt. Filigran, unverblümt und klanglich intensiv, irgendwo zwischen Cat Power und PJ Harvey. Ihr roter Faden ist ein emotionaler Boden, auf dem diese Songs ausgebrütet und in rauer Frische ans Tageslicht geholt wurden. 

Hinter Solong steckt Klara Germanier, die von Zürich und längeren Aufenthalten in den USA nach Luzern kam. In ihrem Jahrgang an der hiesigen Hochschule war sie die einzige weibliche Gitarristin, was nicht immer einfach war. Ein Instrument mit Macho-Beigeschmack, und sie als Frau, die gitarristisch anderes vorhatte, ihre musikalische Welt erst aufbrechen und freilegen wollte. «Unter diesen Umständen war ich geradezu herausgefordert, meinen eigenen Ausdruck zu finden.»

DEN SWITCH NACH OBEN

Die vorliegenden Songs schimmern in diesen ambivalenten Schattierungen der Gefühle, die letztlich das Leben bereichern, auch wenn das immer erst später klar wird. Es gibt viele Singer-Songwriter:innen, die in der Melancholie kreisen und es dabei bewenden lassen (müssen). Solong gehört nicht zu ihnen. «Ich habe mit der Zeit gespürt, dass es in Phasen von Enttäuschung und Einsamkeit auch den Switch nach oben gibt, ins Helle.» Das vermitteln ihre Songs. Sie jammern nicht, sie steigen aus der Asche. Da ist die intime Drone-Ballade von «Running to the Shore». Da sind die elektrisierten Soundscapes von «Purple Silhouettes». Die Rock-Licks und schroffen Akzente des (einzigen) Mundartsongs «Glich ebe Blöd». Das träumerische Floaten mit klarer Stimme im wunderschönen «Silent Kiss of Midnight». Eine Prise R&B-Feeling mit ausgetüftelten Synthesizer-Texturen auf «Mended Broken Hearted».

Jeder Song hat seinen klanglichen Charakter und zeigt mögliche Richtungen, in die Solong ihre Ideen weiterentwickeln könnte. An Inspirationen und Musikalität fehlt es ihr nicht. Die Reise in ihre eigene Tonalität hat erst begonnen.

KLEPKA UND EVELINN TROUBLE

Ein guter Einstieg, um sich in Luzern wohlzufühlen, war die Szene im Umfeld der Kulturbrauerei, ein Kollektiv von improvisierenden Musiker:innen, wo Solong unkompliziert aufgenommen wurde. «In Zürich kannte ich solche Kreise nicht. Mir gefällt, wie gleichberechtigt du in diesem Umfeld agieren und grundlegende musikalische Erfahrungen machen kannst.» Glücklich ist sie als Gitarristin bei Klepka und Evelinn Trouble. «Das ist ein grosser Teil meiner musikalischen und menschlichen Weiterbildung.»

Die EP wurde an der Baselstrasse in Luzern bei Co-Produzent Simon Hafner eingespielt und in dessen Visco-Sound-Studio in Emmenbrücke gemixt. Musikalisch unterstützt wurde Solong von Sonja Bossart (E-Bass), Hans-Peter Pfammatter (Synth) und Patrick Widmer (Drums). In der Live-Band wird Schlagzeuger Silvan Schmid mit dabei sein. Seit den Aufnahmen sind wieder neue Songs entstanden, die auch live gespielt werden und neue Facetten der Singer-Songwriterin zeigen. «Diese Songs sind leichter und verspielter – auch das soll eine Seite von Solong sein.»

Das Album «Purple Silhouettes» von Solong ist im Mai 2024 erschienen.

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