Vor gut einem Jahr erschien die EP «PE-010» von Belia Winnewisser und die Berliner Künstlerin Leo Zylberberg auf digital auf Soundcloud sowie in einer limitierten Edition auf Kassetten-Tape.
Jetzt bringt die Electronica-Producerin ihr erstes Solo-Album raus. Mit «Radikale Akzeptanz» lädt Winnewisser auf eine Reise in ihre abstrakte träumerische Welt ein.
In der Tat eignet sich vor allem die erste Hälfte des Albums hervorragend, um beim Zugfahren nachdenklich aus dem Fenster zu blicken, während einen dessen Ende direkt in den Club katapultiert. Mal bedrohlich, mal nostalgisch führt Winnewisser durch Höhen und Tiefen. Der Titel «Radikale Akzeptanz» lehnt an das psychotherapeutische Konzept, dass nur kompromisslose Akzeptanz der eigenen Situation zur Linderung von Schmerz führen kann. Will die Künstlerin uns eine Anregung für das Abenteuer «Leben» geben?
«Ataraxie» wirkt als erstes Lied eher wie eine Einleitung in das Gesamtwerk und lädt wenig zum einzelnen Hörgenuss ein. Stücke wie «WAHDWTH» und «III» bauen eine prickelnde Spannung auf. Schade nur, dass sie jeweils genau vor dem scheinbar kommenden Höhepunkt enden. Ekstasisch schön wird es dann bei den Liedern «The View», «Trapped in my Mind» und «Kairos», die locker in der Dauerschleife der eigenen Musikplaylist landen könnten. Jedoch eignet sich das Werk am besten um in einem Zuge durchgehört zu werden. Als harmonische Traummelodie führen die Lieder bis zu «Albasty», dem wilden Abschluss von «Radikale Akzeptanz». Im Gegensatz dazu wirkt «PE-010» zwar alltagstauglicher, jedoch nicht so elektrisierend wie Winnewissers Debüt.
Wer mal dem üblichen «Raven zum Viervierteltakt» der Elektronischen Musik entkommen möchte, darf sich am 20. November in der Kegelbahn zum Tanz in Winnewissers Trance begeben.
Belia Winnewisser: Radikale Akzeptanz (Präsens Edition, 2018)
Plattentaufe: DI 20. November, 20.30 Uhr, Kegelbahn Luzern
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