Zwei Nächte voller Programm

Bourbaki Luzern, 22. und 23.09.2017: Das Jungfilmfestival «Upcoming Film Makers» war ein Volltreffer und sorgte für viel interessanten Gesprächsstoff. Die ausgewählten Filme überzeugten einmal mehr.

Mit zwei Kioskräubern auf Fluchtfahrt, mit besten Freunden die letzte Zeit verbringen, an der Uni auf überraschende Hilfe stossen, überforderten Alten bei der Eroberung von Computern zusehen, unabänderlichen Vorkommnissen gegenüberstehen, vor gefrässigen Fratzen flüchten und auf unerwartete Füsse reagieren: So vielfältig waren die Themen von nur einem von insgesamt vier Teilen des diesjährigen «Upcoming Film Makers». Das Jungfilmfestival hat zum Ziel, neue Filme von Schweizer Nachwuchstalenten zu zeigen und zu fördern. Die sorgfältig ausgewählten – maximal zwanzigminütigen – Filme wurden absichtlich nicht nach Genre oder Thema sortiert. Dies, verbunden mit einer riesigen Werkvielfalt an Ideen, Motiven und Umsetzungstechniken, führte auch dieses Jahr zu einem kurzweiligen und vielschichtigen Programm. Letzteres war auch sehr umfangreich: So musste man sich an den beiden Abenden jeweils für eine Programmhälfte entscheiden und hätte deshalb problemlos zwei ganze Nächte im Kino verbringen können.

Über alle Filme blickend und über den Daumen gesagt: Die Qualität der Werke ist beeindruckend hoch. Auch wenn hie und da ein neidischer Blick ins Ausland geworfen wird, es ist doch immer wieder aufs Neue erstaunlich, wie in der Schweiz auf engem Raum und in kurzer Zeit eine solche Anzahl an inspirierenden Filmen entstand. Es sind besonders die abstrakten, feinfühligen oder suchenden Werke, die man sonst – in dieser experimentellen Form – nicht häufig auf der Leinwand sieht. Und so kam das Publikum zu der Gelegenheit, mit vielen neuen Perspektiven in Berührung zu kommen. Das «Upcoming Film Makers» ist deshalb auch eine wunderbare Möglichkeit, während den Pausen das Erlebte mit Freunden und Bekannten zu diskutieren.

Was dem Festival leider noch fehlt, ist der Feinschliff. Ein bisschen liebevolle Dekoration, eine bequemere Ticketkasse, eine Möglichkeit, die Kurzfilme erwerben zu können: Kleine, aber wichtige Änderungen und Verbesserungen könnten den Rahmen, damit die Atmosphäre und abschliessend das gesamte Festival aufwerten. Sich seinem Ziel und Zielpublikum eindeutig bewusst zu werden und danach zu handeln wäre zusätzlich ein gutes und wichtiges Vorbild, um den Werken auch bis ins Detail gerecht zu werden. Dieses Problem zeigte sich auch bei der diesjährigen Podiumsdiskussion, einer Expertenrunde über die Zukunft des Schweizer Films. Der Spagat funktionierte leider noch immer nicht, Filmschaffende und gleichzeitig auch die anderen Gäste ansprechen zu wollen. Ein umstritteneres Thema, ein kritischerer Moderator oder ein fesselnderes Thema (beispielsweise eine Filmbetrachtung der Experten vor Ort) wäre wünschenswert gewesen.

Das «Upcoming Film Makers» war inhaltlich auch dieses Jahr ein Volltreffer. Ein Festival, dem man noch die letzten kleinen Verbesserungen wünscht. Mit Garantie würden dann einige Zuschauer einmal im Jahr ein ganzes Wochenende dem Thema «Film und Schweizer Nachwuchs» widmen.

 

Die diesjährigen Gewinner:

1. Rang: MILLIMETERLE von Pascal Reinmann (1989)

2. Rang: VENT DE FÊTE von Marjolaine Perreten (1991)

3. Rang: BLAUE STUNDE SEHNSUCHT von Sophia Bösch (1987)