Zentral! Zentral! – Die Kunsthalle zurück im Zentrum

Verwirrende Wörter an der Glasfassade des Bourbaki-Gebäudes, übergrosse Megaphone beim Carparkplatz vis-a-vis und roter Honig: Was verwirren mag, ist Teil der Eröffnungsausstellung «Zentral!» der neuen Kunsthalle. Morgen Samstag geht's los, Kulturteil hat schon mal reingeschaut.

 

In der ehemaligen Küche im Erdgeschoss des Bourbaki eröffnet morgen die Kunsthalle wieder. Es ist eine Rückkehr, nahm sie doch 1996 im Untergeschoss desselben Gebäudes (im jetzigen Bourbaki 3) ihren Anfang – bevor sie 2007 vorübergehend ins Frigorex zog. Die Kunst versteckt sich hier nicht, ist hinter der Glasfront für alle sichtbar und lädt zu Spontanbesuchen ein. Beate Engel, die Leiterin der Kunsthalle, führt durch die Räume, vieles wird erst auf den letzten Moment fertig. Die Eröffnungsausstellung widmet sich dem Thema «Zentral!» – 10 KünstlerInnen setzen sich mit dem Zentrumsbegriff auseinander (kuratiert von Beate Engel).

Die Ausstellung nimmt bereits draussen ihren Anfang: «Gewarnt Geistes Geige» steht in Riesenlettern an der Glasfassade des Gebäudes (Bild rechts). Ein Anagramm des Worts «Geistesgegenwärtig» von Edith Flückiger – an den Wänden der Kunsthalle nehmen die teils surrealen Texte ihren Lauf. Beim Carparkplatz steht ein wenig schönes WC-Entsorgungs-Häuschen aus Beton, darauf thront jetzt die Installation «I scream you scream we all scream» von Anastasia Katsidis. Zwei riesige rot-weiss-schwarze Megaphone. Eine Reaktion auf die Erlebnisse der Künstlerin auf dem Kairoer Tahrir-Platz, wo sie kürzlich die Aufstände miterlebt hat. Drinnen begrüsst den Besucher ein Werk von Nils Nova («Yen / Dollar»), eine fluoreszierende Symbiose aus zwei Geldscheinen, resp. der Porträts von Jefferson und Mao. Habib Asal hat den Kunsthalle-Wegweiser aus dem Tribschenquartier zu Fuss zum Bourbaki transportiert und das fotografisch festgehalten (hier zu sehen). Jetzt steht die Tafel mitten im Raum und zeigt nach draussen.

Zuhinterst im schlauchförmigen Halbrund die auffälligste Konstruktion: «Sans transition 2» von Les Frères Chapuisats aus Genf. Die Brüder haben während Wochen von Hand Holzleisten zu einem beeindruckenden scheinbaren Wirrwarr zusammengebaut. In Wirklichkeit ist es ein durchdachtes, labyrinthisches Viadukt. Zur Eröffnung wird rot gefärbter Honig auf die Bahnen gelassen, der sich gemächlich seine Weg sucht – und gegen Ende der Ausstellung Mitte Mai am Boden ankommen soll. Mehrmaliger Besuch lohnt sich. Ein Highlight versteckt sich in einer kleinen Kellernische, erreichbar durch eine enge Wendeltreppe. Die raumfüllende Videoinstallation «Covering Wrong Action» des in Berlin lebenden Luzerners Emanuel Geisser ist verwirrend und faszinierend, spielt mit Spiegelungen. Eine kleine Rückzugsoase der Ruhe.

Zentral! Eröffnungsausstellung der Kunsthalle: 2. April bis 20. Mai. Eröffnung mit Performances von Klara Schilliger, Valerian Maly und Heinrich Lüber: SA 2. April, 19 Uhr — Ebenfalls an diesem Wochenende eröffnet der Kunstpavillon (entstanden aus o.T. Raum für aktuelle Kunst und sic! Raum für Kunst): SO 3. April, 17 Uhr. www.sic-raum.ch — Siehe auch: «Drehscheibe mit Dynamofunktion»: Interview mit Beate Engel, Kulturmagazin November 2010 Off-Space-Sharing, Artikel zum Kunstpavillon aus Kulturmagazin März 2011