Wüstenexpress

Giant Giant Sand gaben sich auf der Südpol-Bühne die Ehre. Ein buntes Konzert ohne Überraschungen.

Aus «Giant Sand» wurde «Giant Giant Sand», sprich, sie haben sich vergrössert: Am Mittwoch Abend war die Südpol-Bühne mit der 12-köpfigen Combo um die Americana-Grösse Howe Gelb – und gefühlten 100 Instrumenten – ganz schön voll. Und wie erwartet spielte sich die bunte Truppe hochkarätiger Musiker aus Tucson – die Stadt liegt im tiefsten Süden Arizonas – quer durch die Musikpalette der Südstaaten: Von munterem Americana, über Texmex-Kracher, kitschtriefende Balladen, gutgelaunte Countrysongs, bis zu nachdenklichen Chansons. Die Stile variierten, je nach dem, wer gerade auf der Bühne stand. Für Fans der Musik aus dem Grenzland zwischen Cowboys und Sombreros, war das Konzert von «Giant Giant Sand» zweifellos ein tolles Erlebnis. Überraschungen gab es jedoch keine. Howe Gelb, dem (selbsternannten) Lehrmeister von Calexico, machte der Abend sichtlich Spass: Ein Spruch hier und ein Witz dort, gefiel sich der schrullige 57-jährige mit der grandios rauchigen Bass-Stimme als Entertainer und verbreitete gute Laune. Der Rest der Combo dagegen schien leicht verkatert. Mit teils etwas abgelöschten Minen spielten sie ihr Programm – nur wenn sie vom Grundgerüst der Songs endlich abschweifen und sich gemeinsam in den Rausch improvisieren konnten, blühten auch sie so richtig auf. Und was dann entstand, war manchmal tatsächlich «giant»: Da mischten sich Wüstenklang-Wände mit jazzigen Kapriolen und trashigen Riffs – da drückte die «Country Rock Opera», wie sie auf ihrem aktuellen Album «Tucson» angekündigt wird, so richtig durch. Amüsant bis bizarr wirkten die kurzen Auftritte der Sängerin. Wie wenn sie zum ersten Mal eine Bühne betreten hätte, stand sie da mit gesenktem Blick und unbeholfenem Lächeln. Und als sie ihre Stimme träge ins Mikrofon hauchte war man nicht sicher: Ist sie bekifft? Gerade aufgestanden? Oder doch irgendwie genial? Wie auch immer – sie sorgte auf jeden Fall auf ihre Art für Unterhaltung.