Winterthur zu Gast in der Gewerbehalle

Drei Mal äusserst sympathische Musik aus Winterthur: Rita Hey, The Homestories (Bild) und Dr. Farfisa traten gestern Freitag in dieser Reihenfolge auf die kleine Gewerbehalle-Bühne. Ein verhalten-schöner Beginn, ein betrunkenes, tanzfreudiges Ende, so das Fazit.

Ich hätte nicht erwartet, dass die Gewerbehalle um halb zehn, bei Konzertbeginn von Rita Hey, bereits derart gut besucht sei. Und gegen Ende Abend wurde es gar richtig eng. Gut so, der Austausch Luzern-Winterthur könnte meiner Meinung nach sowieso intensiviert werden, haben die beiden Städtchen doch einige Parallelen. Eine ähnlich stolze und eng verflochtene Musikszene und mit dem Stadtfilter seit gut einem Jahr ein ähnlich gutes Radio. Natürlich dürfte für den Publikumsaufmarsch auch Ernst David eine Rolle gespielt haben, die eine Hälfte der Homestories, mitwirkend auch bei Rita Hey und in Luzern unter Anderem als Gitarrist der Monotales bekannt. (Daneben noch bei Transmartha, Cheekbones und und und. «Ich kenne keinen Gitarristen, der in so vielen Bands mitspielt», sagte in der Gewerbehalle T. G. aus L., seines Zeichens selber Musiker.) Und eben verflochten: Auf sympathische Art versuchten sie Winti-Filz gar nicht erst abzustreiten. Im Verlauf des Abends stand jede und jeder beim Konzert der jeweils anderen irgendwann mal auf der Bühne – am Schluss dann sogar alle zusammen.

Jetzt aber mal der Reihe nach. Rita Hey eröffneten den Abend – im Kern ein Duo mit Rita Peter (Gesang, Gitarre) und Tiziano Marinello (Gitarre, Tasten, Melodika u.a.), gestern unterstützt eben von Ernst David am Bass. Sie spielten wehmütige Folksongs. Peters Stimme erinnert mitunter etwas an jene von Sophie Hunger. Die Songs wirkten zerbrechlich, waren aber oft getragen von einem flotten Tempo (teils unterstützt durch verstärkte Stiefeltritte der Sängerin auf die Bühne). Leider wurde zu viel geschwatzt für die Songs, die Ruhe und Aufmerksamkeit benötigen und verdienen. Entfesselter gingen anschliessend The Homestories zur Sache. David wechselte eben an die Gitarre und Gesang und auf die Bühne trat Gabriela Krapf (Gesang, Keyboard). Eine lustige, schwer fassbare Mischung auf flottem Elektro-Easy-Listening und Hardrock-Gitarren-Einlagen. Sie spielten mit den Effekten: Abrupte kaputt-verzerrte Gitarrensoli und wechselnder oder zweistimmiger Gesang – alles unterlegt mit einem gewissen Schalk. Grösstenteils wurden sie dann noch von Dr. Farfisa begleitet (anscheinend das erste Mal), der allerhand Effekte und herrlich billige Elektrobeats besteuerte. Die Stimmung übertrug sich aufs Publikum, das sich bedeutend beweglicher und trinkfreudiger gab.

Und ebendieser Dr. Farfisa war für den dritten und ausgelassensten Auftritt besorgt. Im grauen, schlecht sitzenden Anzug und viel zu grosser Brille trat er hinter seine Farfisa. Die Beats kamen vom iPod, dazu sang und spielte er. Faszinierend, wie er gleichzeitig die Tasten bediente, tanzte, sang, rauchte und alle paar Sekunden seine Brille zurechtrücke. Ein gekonnter Eintertainer, brillanter Sänger und fabelhafter Organist. Und gegen Schluss kamen sie dann alle (ausser Rita Peter) für einen Song nochmals auf die Bühne, bevor sie ebendiese für die anschliessende Polarnacht freigaben.