Winterliche Stolpersteine

Treibhaus Luzern, 22.11.2013: Sans Parade und die Rival Kings beehrten das Treibhaus. Ein interessanter Konzertabend war vorprogrammiert. Drei Stolpersteine brachten aber gerade den Headliner ins Straucheln.

Pünktlich zum Wintereinbruch trat die Band Sans Parade um den sympathischen Singer/Songwriter Markus Perttula erstmals in der Leuchtenstadt auf. Auffallend gleich zu Beginn: Der Finne war äusserst charismatisch. Zuerst hochinteressiert im Publikum beim Zuhören, dann begeistert wie ein kleines Kind auf der Bühne und anschliessend in Feierlaune am Tresen trotz anstehender Reise Richtung Welschschweiz am kommenden Tag: Er hatte seinen Spass. Verständlich bei der Musik seines finnisch-schwedischen Projektes: Irgendwo zwischen orchestralem Pop, Post-Rock und der skandinavischen Innovation tingeln Sans Parade mit ihrem Album Moscow herum. Das Konzert strauchelte jedoch trotz der soliden Darbietung aufgrund dreier Stolpersteine: Erstens wurde ein Drummer schmerzlichst vermisst. Der Drumcomputer dient als Schlagzeugersatz nur schlecht. Generell wirkte die Musik ein wenig zu abgespeckt im Vergleich zu den Songs auf dem Album. Lag es an der Trio-Formation? Zweitens fehlte der Show ein „Stampfer“. Die dargebotenen Songs machten zwar neugierig, jedoch stieg die Spannungskurve nie wirklich an. Dabei wäre Potenzial durchaus vorhanden gewesen: Bei der Zugabe demonstrierten die Skandinavier einen Tanzstampfer, der wirklich Spass machte. Wieso nicht mehr solcher Stücke? Schade. Und Drittens: Das Publikum. Ist es eine neue Krankheit? Ein Trend? Oder schlichtweg Ignoranz? Reges Geplapper an allen Ecken. Leute, was ist los? Wieso geht ihr an Konzerte, um dann doch nur zu labern? Und dies nicht in angenehmer Lautstärke, sondern sogar bei der feinsten Ballade noch ordentlich laut. Damit auch jeder, der wirklich zuhören möchte, genervt wird. Das ständige Reden stört. Eure Neugier in Ehre, dass ihr einer Band schauen kommt, die euch unbekannt ist. Aber wem es nicht passt, der tratscht doch bitte an der Bar weiter. Dafür ist diese ja da. Selbst wenn die Truppe auf der Bühne euch nicht zu packen vermag, gibt es immer aufmerksame Hörer und Fans, die sich auf eine Show freuen und jene in vollen Zügen geniessen möchten. Nichts gegen ein kurzes Flüstern oder eine Bemerkung. Aber Gespräche mit den vier giepschenden Freundinnen oder dem besten Kumpel in Arena-Lautstärke bitte nach draussen verlagern. Aber klar, im Endeffekt soll der Sound in den Bann ziehen. Eine leise Stilart hat dabei immer einen kleinen Nachteil, weil sie noch stärker packen muss. Die eröffnende Band Rival Kings hatte es ein wenig leichter dank dem stilistisch bedingten Lautstärkebonus. Mit ihrer Mitte zwischen epischem Alternativ-Rock und kräftigem Indie stellen sie selbst die letzte Plaudertasche ruhig. Wobei das bei ihrem Gig nicht einmal nötig gewesen wäre. Knapp über 100 Leute, eine starke Lichtshow und die mitreissenden Songs der Luzerner sorgten für Stadionatmosphäre, wenn auch im kleinen Rahmen. Der Regionalbonus plus eine Runde internationaler Charakter punktete folglich. Da fielen die zwei, drei Fehlerchen und das stellenweise etwas steife Wirken auf der Bühne nicht negativ ins Gewicht. Mehr davon! Unter anderem am 24. Januar bei der Plattentaufe in der Schüür. Es gab viele Fragen an diesem Abend und die meisten konnten nur vage beantwortet werden. Whö cäres?, würde ein national bekannter Radio- und Fernsehpionier an dieser Stelle sagen. Und für einmal stimme ich zu, in Anbetracht eines netten Konzertabends, der nicht weiter hinterfragt werden wollte.