What became of the Likely Lads?

Mothers Pride reduziert auf den Kern – das sind Brothers Pride. Sämi Gallati und Tobi Gmür spielten sich am Samstag im rappelvollen Meridiani zu zweit durch die 20-jährige Geschichte der Band – ein denkwürdiger Auftritt der beiden Sandkastenfreunde.

Wie merkt man, wenn zwei Musiker harmonieren? Sämi Gallati und Tobi Gmür boten darin ein kleines Lehrstück. Perfekte Abstimmung, kleinere Fehler werden mit einem gegenseitigen Schmunzeln goutiert und ein blindes Vertrauen, das darauf beruht, dass man sich auf den Gegenpart verlassen kann. So merkte man am Auftritt von Brothers Pride (alias Mothers Pride im Duo), dass sich Gallati und Gmür seit 33 Jahren kennen und seit 20 Jahren gemeinsam musizieren, wie Tobi Gmür an diesem Abend verriet. Wie Brüder halt.

Die Beiden begannen mit zwei Songs aus ihrem kommenden Album «Love Comes Knocking» – und zeigten sogleich: Mothers Pride sind reifer, gelassener, kurz: erwachsener geworden. Ruhige, melancholische aber eingängige Songs, welche die Zuhörenden (vor allem durch Gallatis Gitarrenparts) nicht selten in einen Westernfilm irgendwo in der Peripherie zwischen den USA und Mexiko versetzen. Und diese Entwicklung ist nicht nur logisch, sie ist gut und richtig. Selten überzeugten die Luzerner durch derart reifes Songmaterial. Sehr schön zeigte sich die Wandlung der Mothers-Pride-Songs, als die Beinahe-Brüder alte Songs anstimmten, die noch aus ihrer (Brit?)-Pop-Zeit von «Tommy Drives Me Home» stammen. Während die neuen Nummern wie geschaffen für diesen Rahmen und diese Besetzung sind, fehlte bei Songs wie «My Baby Loves You» die treibende Substanz, sprich Beat.  Im Gegensatz zu anderen Bands, die akustisch eine uninspirierte Light-Version ihres Materials abspulen, arrangierten Mothers... äh, Brothers Pride ihre Songs für diese Besetzung anders. Dies lag zu grossen Teilen an Gallatis extrem wandelbarem und einmal mehr beeindruckendem Gitarrenspiel. Ein Höhepunkt war «Go And Get Me Love», Gallati ersetzte das Akkordeon mit der Gitarre und beendete den Song mit einem atemberaubenden Gitarrensolo. Immer wieder griff Gallati ordnungsgemäss zur Mundharmonika und Gmür zur elektrisch verstärkten Mandoline («Not Worth The Fame»). Rührend dann gegen Schluss, als Tobi Gmür ein eigentliches musikalischen Liebesgeständnis an Gallati richtete – das Publikum, gut bestückt auch mit Mothers-Pride-Fans der ersten Stunde, war etwas gerürt, ich inbegriffen. Die beiden stimmten zur letzten Nummer des Abends an, dem Titelsong des neuen Albums «Love Comes Knocking».

Der gestrige Auftritt zeigte aber auch: Das Meridiani ist zwar eines der gemütlichste Cafés in Luzern, doch ein wirklich geeigneter Konzertraum ist es nicht. Zu fest störte das Geschnattere in den ruhigen Songs aus dem hinteren Bereich das Geschehen, zu fest durchtrennt die Bar den Raum in zwei Hälften. Und das PA war auch nicht ganz auf der Höhe – aber zumindest darüber konnt man getrost hinwegsehen.

«Love Comes Knocking» von Mothers Pride erscheint am 17. April