Wenn der Sideman zum Captain wird

Südpol, Kriens, 05.04.2018: Mit seinem Soloprojekt Swims steht der Schlagzeuger Arthur Hnatek im Südpol auf der Bühne. Im Rahmen eines Residenzkonzertes zeigt er, dass er mehr ist als nur ein Sideman, und beschert den Anwesenden ein intimes Club-Erlebnis.

 

Ein Schlagzeug steht blau beleuchtet auf der Bühne des Clubs im Südpol. Es ist kein Schlagzeug, wie man es sich gewohnt ist. Es sieht eher aus wie mehrere Schlagzeuge, die zusammengeworfen wurden, und nun darauf warten, zu erwachen. Ein Riesenkrake, der nur darauf wartet, dass sich ein Schiff in seine Tiefen verirrt. Einige der wenigen Gäste, die erschienen sind, werfen verstohlene Blicke auf das fremd wirkende Ding, das dort alleine lauert. Aber mehr aus Bewunderung als aus Angst oder Ignoranz. Viele von ihnen scheinen zu wissen, was das ist. Sie haben eine Ahnung davon, was da kommen könnte. Nur Unwissende sehen in einem Riesenkraken ein Monster.

Dieses Drumset gehört Arthur Hnatek.

 

Arthur Hnatek (Na-tek ausgesprochen) gilt als einer der bekanntesten Drummer der Schweiz. Der gebürtige Genfer ist mit diversen Preisen ausgezeichnet und vor allem als Sideman, als Unterstützung vieler anderer Musiker und Musikerinnen bekannt. So spielt er regelmässig mit dem armenischen Jazzpianisten Tigran Hamasyan, oder im Erik Truffaz Quartett/Quintett um den gleichnamigen französischen Jazztrompeter, und auch mit der Schweizer Musikerin  Sophie Hunger hat er gearbeitet, um nur einige zu nennen.

 

Mit seinem Soloprojekt SWIMS will der Drummer nun aus dieser Nebenrolle ausbrechen und zeigen, was er alleine kann. Vielleicht ist man im ersten Moment bei dieser Ansage etwas skeptisch. Ein Drummer alleine auf der Bühne? Ist das nicht monoton? Nicht wenn er weiss, was er macht.

Hnatek

Hnatek (der sich dem Publikum als Arthur vorstellt) oder eben SWIMS schafft schon mit seinem ersten Song eine gute Stimmung. Es ist nicht Jazz, sondern elektronische Musik, welche er spielt.

Die Melodien sind eingängig, treibend, meist hat man sie schnell raus und kann sich mitgehen lassen. Es piepst, dröhnt, wobbelt, und kreischt. Der Bass schlägt immer wieder unerwartet zu und nimmt einem die Luft. Unverständliche Lyrics erklingen exotisch im Hintergrund. Die Drums rennen treibend mit.

Ein Höhepunkt bildet dabei ein eigens für dieses Residenzkonzert komponiertes Stück, das sich 8-Bit-Elementen bedient. Ein Publikumsfavorit.

 

Hnatek hat alle Hände voll zu tun. Er drückt Knöpfe, schlägt die Drums, spielt den Synthie, streichelt die Snares. Er streckt sich, reckt sich, macht sich klein, steht auf, sitzt ab, und streckt sich erneut. Nie wirkt er dabei gestresst. Passend zum Namen seines Soloprojekts schwimmt der Genfer immer oben und scheint nie die Orientierung zu verlieren, egal wie viel gerade los ist.

 

Zweifellos ist Hnatek ein Virtuose, aber seine Songs scheinen so konzipiert, dass sie nicht dem Kenner, sondern dem Clubber gefallen sollen. Die Melodien und Beats bleiben nicht richtig hängen, sind nie so komplex, dass man genau hinhören muss. Immer ist man sofort im nächsten Song und bewegt zufrieden seine Füsse.

Hnatek

Man wundert sich, warum der Club trotzdem so leer ist, denn das ist nicht Nischenmusik, die hier gespielt wird, sondern genussreife und tanzbare elektronische Musik mit einem Live-Schlagzeuger als Bonus.

Es ist fast schon schade, dass nur so wenige Leute den Weg zum Südpol gefunden haben, denn es ist eines dieser Konzerte, dem mehr Körper im Raum gut getan hätten. Ein paar Körper mehr, um sich zwanglos von den Songs mitreissen, um ganz in ihnen untertauchen zu können.