We Are Family

Eine ganz gefreute Sache, das grosses Familientreffen mit dem Namen «The Song Circus». Ganz viele gute Songs und dito Stimmen zuhauf gabs am Samstag in der «Schüür».

Im Extremfall, es war das erste grosse Finale im offiziellen Teil vor den Zugaben, waren da insgesamt 16 Musik machende Menschen auf der «Schüür»-Bühne. Mindestens fünf Gitarren gab es zu zählen, und natürlich all die vielen Stimmen, die sich zum lebendigen Gruppenbild mit Damen vereinigten. Zur Abwechslung war es nicht ein Song, der von einer oder einem der Beteiligten selber stammte. Da wurde ein Klassiker, und was für einer, von wechselnden Leadstimmen zum Besten gegeben. Das Original stammt von The Band (geschrieben von Robbie Robertson), ab dem legendären Album «Music From Big Pink» (1968). So stellten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des von Coal initiierten Grossprojekts hörbar in die Tradition des grossen Songwritings. Diese temporär existierende Big Band ist ein Zirkus, aber nicht, weil da aussermusikalische Kunststücke vorgeführt werden (immerhin etwas «Zirkus»: Die zirkulierenden Bauchläden, die die CD zum Projekt anboten, hatten auch Popcorn-Tüten im Angebot). Zirkus meint in diesem Zusammenhang, dass eine munter-bunte Truppe durchs Land zieht, um den Menschen von der Güte der helvetischen Songwriter- und Sangeskunst zu künden. Und jeweils vor Ort zusätzlich zur Stammbesetzung lokale Interpreten mit auf die Bühne bittet. In Luzern waren das am Samstag Coals Brüder Reto («Riido») und Philipe Burrell. Sowie Sämi Gallati und Tobi Gmür aka Mothers Pride. Reto hatte aus L. A. noch einen mitsingenden Jimmy (The Dude) mitgebracht. Das Reizvolle und Spannende an der Sache: Da haben nicht einfach die Einzelnen ihr eigenen Songs mit anderer Bandbesetzung vorgetragen (das auch), es wurde, wie es im Angelsächsischen heisst, auch «criss-cross», übers Kreuz gespielt. Und auch schön: Niemand drängte sich in irgendeiner Weise in den Vordergrund.

Grosses Lob vorab der Band. Coal (selber an Gesangsmik, Gitarren und gelegentlich Piano) und seine Leute bewältigten die Aufgabe bravourös, abendfüllend für die andern da zu sein (und nicht ohne zuvor all die vielen Songs auch tüchtig geprobt zu haben): Chris Heule an den Keyboards, Arno Troxler als unermüdlich Trommelnder, Claudio Strebel an E- und Kontrabass (und einmal, auch das kann er, Mundart singend) sowie der extraordinäre Charlie Zimmerman (E-Gitarre). Da gab Heidi Happy ihr «O-O-Oh» zur akustischen Gitarre zusammen mit Shirley Grimes und Valeska Steiner (auch ihre Stimmen: exzellent). Das Duett «Ease Your Mind» (Coal/Happy) durfte nicht fehlen. Pink Pedrazzi, der Mann aus Basel mit dem stilvollen Zylinder, führte seine ganz ausgezeichnete Stimme vor (man höre mal ein Album seiner Band Moondog Show). Chris Wicky aus Lausanne liess das Indie-Gedonnere von Favez vergessen und war überzeugend als Singer/Songwriter zugegen; Marco Zappa, mit 60 Jahren der Senior der Truppe, zeigte, dass man auch auf einer Bouzouki Blues spielen kann. Die Songs habe ich nicht mitgezählt. Es waren viele und viele gute. Und viele gute Stimmen. Schön wärs. Und noch dies: Schön unaufdringlich die Kameras und das zusätzlich in den «Schüür»-Saal gehängte Licht. «The Song Circus» wurde am Samstag nicht nur live auf DRS 3 übertragen, sondern eben auch optisch aufgezeichnet. Es kommt demnächst mal am Schweizer Farbfernsehen (Dani «T-Shirt» Beck war auch da).

CD: «The Song Circus» (www.cede.ch)