Von lauten Gesprächen und launischen Geräten

Neubad Luzern, 20.10.2016: Die Tage werden kürzer, die Temperaturen tiefer und die Konzertlocations wieder voller. Endlich darf man sich wieder ohne schlechtes Gewissen in einen stickigen Konzertsaal zwängen und muss nicht draussen in irgendwelchen Gartenbeizen sitzen. Beim Konzert von «Dachs» und «Touch» konnte man schon mal für den Herbstblues proben und sich über seine Mitmenschen nerven. 

Den Herbst verbindet man gerne mal mit nebligen, düsteren Tagen. Düster war es allemal am Donnerstag im Neubad. Der Nebel allerdings wurde maschinell erzeugt. Nachdem die Pforten des brandneu eingerichteten Untergeschosses geöffnet waren und die ersten Konzertgänger hinein tröpfelten, wurde diese ominöse Nebelmaschine angestellt und man befand sich in einem gewissen Antizipationszwielicht. Man fragte sich, wann wohl die ersten Musiker die Bühne betreten würden und ob es die angesagten Bands sein würden – beim Neubad-Eingang nämlich war ein kryptisches Plakat angebracht, das «Dachs» doppelt vermerkt hatte. Einmal aus St. Gallen und einmal aus Luzern.

Trotz diesen aufgestellten Rätseln drückten sich dann doch «Touch» durch das gespannt wartende Publikum. Die Lokalmatadore wurden dementsprechend überschwänglich begrüsst. Umgehend wurden die ersten, träumerischen Gitarrenklänge angestimmt. Mit einem unverwechselbaren 80s-Vibe gaben sie dem Publikum genau das, wofür es offenbar gekommen war. Drei Musiker, die wohl die Hälfte der Anwesenden persönlich kannten, mit erstklassig arrangierten Songs.

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Wiederum kamen Fragen auf. Weshalb sitzt der Bassist (Olivier Vogel) auf einem Hocker in der Mitte der Bühne? Warum macht der Schlagzeuger (Dominik Bienz) die Ansagen, obwohl er diese ohne Mikrofon in den Raum schreien muss? Und an welches Cindy-Lauper-Stück erinnert schon wieder das Lied, dass sie da gerade spielen?

Diese Mysterien ignorierend war es ein äusserst gelungener Auftritt. Eingängig komponierte Songs, minimalistische Vocals und drei Menschen, die ihre Instrumente äusserst gut beherrschten. Der erste Act des Abends hatte also die Latte ziemlich hoch gelegt und man durfte auf das zweite Drittel gespannt sein.

Nachdem die anscheinend dringend notwendige Rauchpause der Anwesenden durch war und sich ein kleiner Teil des Publikums bereits auf den Nachhauseweg gemacht hatten (gibt ja schliesslich auch Leute, die arbeiten müssen), richteten sich «Dachs» auf der Bühne ein. Die zwei Ostschweizer fackelten nicht lange und liessen die ersten Beats erklingen. Das in den letzten paar Monaten ziemlich gehypte Duo war ausgerüstet mit Synthies, Gitarren und einem selber mitgebrachten Lichtkonzept. Schrecklich für Fotos, perfekt für die gespielte Musik.

Nach dem ersten Song kam eine ziemlich verpeilte Ansage des Sänger (Basil Kehl), unter anderem mit der Information «bi eus stiget im moment immer mal widr dgräät us, aber da isch guet so». So gut war es offensichtlich dann doch nicht, denn ab und an wurde eilig am Netzkabel gerüttelt, um den Synthie wieder zum Laufen zu bringen. Dies hatte für das Ohr, welches «Dachs» noch nicht gut kannte, aber überhaupt keinen Einfluss auf die Qualität der Musik. Der Mundart-Elektro-Pop der zwei Dachse war flüssig, melodisch und einlullend – wenn man ab und zu das die Musik übertönende Geplapper der Konzertgäste ausblenden konnte. Denn so gut wie die Akustik in den Katakomben des Neubads auch sein mag, die durchgehenden Gespräche des Publikums hallen leider ebenfalls recht laut nach. Davon liess sich «Dachs» aber nicht beirren und spielte tapfer ins Stimmenmeer hinein.

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Das letzte Häufchen Menschen, das sich immer noch nicht alles erzählt hatte, durfte dann noch zu den Klängen des Oh, Sister-DJ-Teams die Schultern ein bisschen wackeln lassen.

Ein lauter, verträumter Abend ging zu Ende und man durfte Fazit ziehen: Zwei Bands, ähnliche Elemente, souveräne Darbietung. Die Schweizer Indie-Sparte hat mit «Touch» und «Dachs» würdige Vertreter, die sich auch vor der internationalen Konkurrenz nicht verstecken müssen. Man könnte höchstens beim Schlagzeug ein Mikrofon hinstellen und sich ein paar neue Geräte anschaffen.

P.S. zu Cindy Lauper: Es war «Time after Time».