Von ausgelaufenem Öl und der Unendlichkeit des Universums

Hilfiker Kunstprojekte & Benzeholz Raum für Kunst: Die Parallelausstellung «Interferenz» von Nils Nova bei Hilfiker Kunstprojekte und im Benzeholz Raum für zeitgenössische Kunst Meggen lädt den Besucher ein, in Farbwelten einzutauchen und dort zu verweilen. Man kann sich verlieren in seinen grossflächigen Bildern, deren Vielfältigkeit und Leuchtkraft nicht immer auf den ersten Blick sichtbar ist.

Nils Novas malerisches Werk besteht aus den «Interferenz-» und «Speicherbildern». Schicht für Schicht hat er für die «Interferenzbilder» hauchdünne Acrylfarbe auf unbehandelte Baumwollleinwände aufgetragen, lasierend und mit grossem Pinsel. Durch die Farbfülle und die dunkle abschliessende Schicht (meist in einem Rot-, Blau- oder Grünton) wirken die Bilder beinahe entleert und etwas düster. Bei näherer und intensiverer Betrachtung hingegen eröffnet sich eine leuchtende Farbenvielfalt, wie man es bei ausgelaufenem Öl beobachten kann. Am absichtlich stehengelassenen Rand (bei den Interferenzbildern mit Rand) sind die Farbschichten sichtbar, der Prozess des Werkes kann somit nachvollzogen werden und er gibt den Bildern das gewisse Etwas. Der gleichmässige Fluss der Farbe wird sanft ergänzt von einer zufälligen (aber gewollten) Struktur, die etwa durch Farbspritzer auf den unteren Schichten entstanden ist.

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Die «Speicherbilder» resultieren aus den «Interferenzbildern». Was beim Malen der anderen Bilder auf die am Boden des Ateliers gespannte Leinwand tropfte, bildet die «Speicherbilder». Auf manchen von ihnen sind Fusstritte zu sehen, kleinere Objekte kleben in der Farbe. Leuchtend, lebhaft und kontrastreich an dunkeln und grellen Farben: Die «Speicherbilder» erinnern an das Universum. Durch die rechteckigen Leinwände entsteht eine Räumlichkeit, die sehr wohl ein Gefühl von Unendlichkeit vermittelt. Da die Ausstellung von Nils Nova in zwei verschiedenen Galerien stattfindet, ist es dem Besucher möglich, seine Werke auf unterschiedliche Weise zu erfahren. Bei den Hilfiker Kunstprojekten hat der Kurator Markus Hilfiker Wert darauf gelegt, dass die vier Interferenzbilder (mit Rand) in seiner kleinen Galerie eine grosse Dichte bekommen. Dem Betrachter sei es so unmöglich, der Wirkung der Bilder zu entfliehen. Das meditative, beruhigende Gefühl, das sich dadurch einstellt, wird mit jeder Minute Aufenthalt intensiviert. Der Benzeholz Raum für zeitgenössische Kunst Meggen hingegen bietet Platz für Vielfalt auf drei Etagen. Im stilvollen Haus am See hat die Kuratorin Annamira Jochim den Mut, belebende «Speicherbilder» neben ruhigen «Interferenzbildern» zu präsentieren. Und im Dachstock überrascht eine Installation mit Zeichnungen und Gemälden. Der Künstler mit salvadorianischen und luzernischen Wurzeln zeigt hier eine ganz andere Seite: Zeichnungen, Portraits und Gemälde, mal schwarz/weiss, mal mit Neonfarben, mal realistisch, mal expressionistisch.

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Nils Novas neue Werke erfreuen nicht nur das Auge, sondern auch die Fantasie. Durch die Ruhe der Betrachtung entsteht Veränderung: Man entdeckt neue Farben, aber auch neue Gefühle. Ich bekomme Lust, selbst den Pinsel in die Hand zu nehmen und zu experimentieren. Schön wäre es aber auch, sich in einem bequemen Sessel, im Anblick der Bilder, einer farbigen Meditation hinzugeben.

Die Ausstellung ist noch bis am 26. September geöffnet.