«Von all den geladenen Gästen nur die besten»

Das ART DECO HOTEL MONTANA zeigte gestern die Premiere des zwölften Esstheaters. Diese haben dort eine lange Tradition und lockten bis anhin 30'000 Menschen. Das Stück «Soirée bei Offenbach - eine musikalische Komödie» umrahmte also das Schnabulieren. Und das war auch herzlich gut so. Denn das Essen raubte dem Theater definitv die Show. Auf den besten Plätzen sassen und assen Pablo Haller und Nina Laky

 

Der Abend war aussergewöhnlich. Richtig aussergewöhnlich. Er startete mit eine Liftfahrt in den fünften Stock des ART DECO HOTELS MONTANA. Von da nahmen die Gäste die Treppe rauf in den sechsten Stock. Dieser befindet sich momentan im Umbau und soll bis im Frühling 2010 ganz anders aussehen. Balken und Nägel sollen Platz machen für fünf zweistöckige Spa-Rooms mit Massage-Duschen, so n`Lichtthearapieding und etwas, das man dann doch unbedingt mal selber ausprobieren möchte - einer Erlebnisbadwanne. Was man dort drin wohl so alles erlebt? Wir werden uns als Testbader anmelden und an dieser Stelle live bloggen, wenn es so weit ist.

Nach dem Begrüssungsdrink startete das Esstheater in der obersten Etage des Hotels mit einer vorzüglichen Linsensuppe mit Äpfeln und Entenbruststreifen. Herr Offenbach stellte sich vor und weitere Charaktere stürmten auf die kleine Bühne und machten Klamauk. Es folgte ein Theaterstück verfasst in Endreimen. Alle Anwesenden wurden bald zu kleinen Revolutionären, ob sie es wollten oder nicht. Wir wurden nämlich aus dem Dachstock verjagt, weil wir zu laut sangen und tanzten. Das passte der Obrigkeit im Frankreich des 18. Jahrhunderts gar nicht in den Kram. Kleine Punks waren wir also gestern. Gar nicht punkalike war aber die Art und Weise, WIE wir den Saal verlassen mussten. In einer Polonaise die Treppen runter -  (Anmerkung Haller: «ohjemine!»). Ja, der Abend war recht skurril.

Verjagt wurden wir jedoch selbstverständlich an den schönsten und besten Ort - in den Speisesaal. Somit hat sich das Wippen und Schulterhalten doch noch gelohnt. 15GaultMillau-Küchenchef Johan Breedijk lockte mit Erlesenem. Bevor wir aber in den Genuss von Lachs auf Fenchel mit Dillsauce kamen, spielte das Stück weiter. Casimir, Georges, Mr. Choufleuri (der schönste Name auf der Welt!), Ernestine und Adelaide verwickelten sich in einen obskuren Plot, die sie in Reimen von nicht gerade Goetheschem Ausmasse vortrugen. Irgendwelche Opernstars tauchten nicht auf. So mussten die Darsteller deren Part übernehmen und sich nochmals verkleiden. Jedenfalls wurde schön gesungen, man hatte immer ein volles Glas zur Hand - was will man denn noch mehr? - und das Rindsfilet mit Kartoffelstock und Merlotschaum war ein geschmackliches Inferno - das Paradies auf Erden, wenn auch ohne die sieben Jungfrauen. Dazwischen tanzte man zwecks Förderung der Verdauung nochmals Polonaise rund um die Bühne. Das Dessert bestand aus Schokoladen-Marmor-Halbgeforenem mit Ananas-Mango und einem Musikschlüsselguetzli. Diniert wurde übrigens zwischen Chefredaktionen der Luzerner Rundschau und des Insiders. Doch warum nochmals kamen die Operettenstars nicht? Wie stand der Vater zu seiner Tochter und ihrem geliebten Casimir? Waren das wirklich alles Offenbachstücke, die da gesungen wurden? Wer zum Teufel war dafür, wer dagegen, wer dabei und wer nicht? Mit einem grossen Fragezeichen, aber einem vollen Magen verliessen wir den Saal um in der berühmten Louis-Bar noch einen formidablen Schlummertrunk einzunehmen. So! Genug nun mit parlieren, schön ist`s, im Montana zu dinieren ... (& schöner noch zu residieren).

Die weiteren Spieldaten sind ausser Dienstag, 17. November allesamt ausverkauft. Es finden Zusatzvorführungen statt, am Sonntag, 27. Dezember, Montag, 28. Dezember und Dienstag, 29. Dezember.