Vom Papiertiger zur Bühnesau

Zum gestrigen Kick-off der neuen Plattform «Helvetiarockt» hauten die Delilahs dem Publikum in der Jazzkantine satten Punkrock um die Ohren: Helvetia rockt und röhrt!

(Von Christine Weber / Bild: zvg/Tabea Hüberli)

Montagabend, und zwar nicht irgendeiner, sondern der 8. März, internationaler Frauentag. Geladen wurde zur Lancierung von «Helvetiarockt», der neuen Koordinationsstelle für Musikerinnen im Jazz, Pop und Rock mit dem Ziel, diese vermehrt ins Lampenlicht zu rücken. So wurden denn auch in Luzern keine langen Reden geschwungen und keine violetten Halstücher gesehen. Stattdessen stampften auf der Bühne rote Stiefel, schwangen wilde Ponys, dampfte und rauchte es auch aus dem zahlreichen Publikum. Die zwei Frontfrauen der Delilahs, Muriel Rhyner (voc/b) und Isabella Eder (git/voc), holten sich vor über einem Jahr zwei Musiker an Bord: Danny Ramone (dr) und Philipp Rhyner (git); Letzterer musste sich den Status übrigens zuerst als Roadie erschuften. Vorbei also die Zeiten, wo sich die Delilahs als Girlie-Band einen Namen machten: Hier powert eine Rockband, Männer hin oder her. «Früher wurden wir ständig gefragt: Warum seid ihr eine Frauenband? Na logo: Weil wir Frauen sind. Seit der Neubesetzung hat sich diese Frage erledigt, das ist gut so – schade ist einzig, dass man dazu zuerst zwei Männer in eine Band holen muss.», witzelt Muriel Rhyner bei einer Ansage und kündet einen Song an, der etwas schmusig sei. Für Samtkätzchen ist aber auch das nichts, die Post geht genauso ab wie vorher. Die beiden Ladys sind gut aufeinander eingestimmt, da sitzt jedes Riff, jede Melodie, jeder Einsatz und die Bühnenpräsenz sowieso. Drummer und Gitarrist geben eine satte Basis im 4/4 und ja: Ein bisschen Rockerklischee darf nicht fehlen, wenn Rhynauer auch mal auf die Knie geht. Berührend und poetisch dann das akustische Stück «Call me down», das die beiden Musikerinnen im Duo spielen. Doch vorher gibt’s nochmals Punk mit bemerkenswerter Ansage: «Unsere Freundinnen wollen alle irgendwas ganz besonderes werden, nur wir eigentlich nicht. Also haben wir das Stück ‚I wanna be a housewife’ geschrieben.», erklärt Muriel Rhynauer und sogleich brettert’s los. War das jetzt ironisch oder was?, fragt man sich und schon packt der Groove das Publikum, schüttelt einer seinen Kopf so rasant hin und her, dass er jedem Mixer Konkurrenz machen würde und irgendwie ist klar: Wenn das die Hausfrauen-Energie ist – dann nichts wie zurück hinter den Herd!

Helvetiarockt – neue Plattform für Musikerinnen Am 8. März wurde die nationale Plattform «Helvetiarock» mit Furore aus der Taufe gehoben, beziehungsweise nach ausgiebigen Tüfteleien aufgeschaltet und mit Konzerten in Zürich, Genf, Locarno und Luzern gefeiert. Die Seite gibt Auskunft rund um Wissenswertes und Nützliches für Musikerinnen und bietet eine gute Möglichkeit zur Vernetzung. Projektleiterinnen von «Helvetiarockt» sind die beiden Luzernerinnen Judith Estermann und Isabelle Iten. Informationen unter: www.helvetiarockt.ch