Vier Götter in Schwarz

Götterfunken gegen einen eisigen Sonntagabend: Die legendären Genfer Young Gods spielten in der Schüür ihre Akustikshow. Zuvor, aber leider kaum wahrgenommen, die Baslerin Anna Aaron. (Die übrigens am DI 15. Dezember wieder/immer noch in Luzern ist und an Kutti MCs unglaublichster Talkshow der Welt im Südpol spielt.)

Es war ja nun wirklich kein Sonntag, um noch rauszugehen – angesichts des Schneetreibens und der Minustemperaturen schien alles andere als ein Abend auf dem Sofa und mit Tatort unmöglich. Nun, für die Young Gods schwang man sich nochmals aufs Fahrrad, fuhr durchs wie von einer Eiszeit überfallene, triste Städtchen und über die soeben eröffnete Langensandbrücke in die Schüür. (Die ist jetzt praktischerweise wieder wie früher von oben anpeilbar.) Eine beachtliche Schar Leute wartete bereits unten an der Bar, Bier wurde für einen Sonntagabend reichlich konsumiert.

Punkt 21 Uhr: Anna Aaron, 23, eröffnete den Abend alleine am Keyboard. Doch was braucht man mehr, wenn man mit einer solchen Stimme gesegnet ist und solch hübsche Songs schreibt, die flugs ins Ohr hüpfen. Am schönsten waren die Momente, als Aaron ihre Stimme sanft in den tiefen Lagen beliess, was wunderbar angeraut und warm klang. Leider hatte sie einen etwas schweren Stand, da sich der Saal während ihres Konzerts erst so richtig füllte und die Leute anscheinend mit allem Anderen als Zuhören beschäftigt waren. Und vorsichtig ausgedrückt ist halt der typische Young-Gods-Hörer nicht unbedingt identisch mit jenem von Anna Aaron. Die Baslerin liess sich nicht irritieren, spielte 30 ergreifende Minuten und ging dann etwas abrupt. Punkt 22 Uhr: Die Young Gods traten auf die Bühne, das sah etwa so aus: Hinten erhöht und in der Mitte so eine Ansammlung von diversen Perkussions- und anderen Geräten. Bedient im Stehen von Bernard Trontin. Davor, von links nach rechts sitzend, die drei Gitarristen Franz Treichler (auch am Gesang), Al Comet und Vincent Hänni. Die Schüür war jetzt ziemlich voll, die Götter aus Genf ziehen immer noch, sind sie doch auch die einzig wirklich legitimen Rockstars des Landes und heizten mit ihrem Industrial-Rock in den späten 80ern nicht zuletzt auch in den Staaten gehörig ein. Ja, sie sind sowas wie das verbotene Wort mit K.

Es begann entspannt, Trontin streichelte seine Geräte regelrecht und klopfte dumpfe Rhythmen, Treichlers Stimme war noch zurückhaltend – aber von Anfang war da dieser unglaubliche Groove, der sich durchs ganze Set nie legte. Das ist es ja auch, was die höchst repetitiven Songs, die meist aus wenigen Akkorden bestehen und nicht selten 10 Minuten dauern, ausmacht. Die Akkustik-Gitarren schrummten im Trio, aber nicht im Gleichschritt, was ein schönes Geflecht ergab, Treichlers Gesang wunderbar gekennzeichnet von Jahren in Rauch und Rock, in den tiefen Lagen whyskeygeschwängert, in der Höhe von einer grossen Klarheit. Obwohl akustisch, baute sich da nicht selten ein psychedelisches und mitreissendes Inferno auf – der Bass kam dabei übrigens irgendwo aus den Perkussionsgeräten. Treichlers repetierte fortwährend die gleichen Worte, die sich im Echo auflösten, Hänni spielte orientalisch-anmutende Melodien, derweil Al Comet zwischen den beiden sass, auf der Gitarre rumklopfte und dabei wie versteinert ins Publikum starrte – grossartig. Natürlich hat das zwischendurch etwas Ermüdendes, doch wussten die Young Gods, wann sie auflockernde Stücke ins Set streuen mussten. Beispielsweise diese fröhlich hüpfende Chansonnummer mit Melodica. Nur die Heimfahrt, die war dann eher freezing denn fröhlich. [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=enfDeW2Y6gw&feature=player_embedded[/youtube]