Viel mehr als ein Bed and Breakfast

B&B Bettstatt, Luzern, 17.02.2018: Draussen fällt Schneeregen, drinnen erklingen zwei Gitarren und die Stimmen von Singer-Songwriter Katie O’Connor und Steven Sharpe aus Irland. Gemeinsam gestalten sie den Abend der Dublin-Sud-Konzertreihe und vermitteln dem Bettstatt eine intime Pub-Atmosphäre.

Morgens beim Vorbeigehen auf dem Weg zur Arbeit wird dem aufmerksamen Beobachter ein liebevoll angerichtetes Frühstück durchs Schaufenster präsentiert. Am Abend fungiert das Bed and Breakfast «Bettstatt» in der Neustadt mit hauseigenem (!) Bier als Bar, in welcher regelmässig Veranstaltungen stattfinden.

Diesen Samstagabend durften sich die zahlreichen Besucher*innen an einem irischen Singer-Songwriter-Konzert erfreuen. Katie O’Connor, nicht das erste Mal in Luzern, brachte mit rauer und starker Stimmer viel Gefühl auf die Bühne. Das Publikum war ganz Ohr, nahezu andächtig. Mit dabei ihr Kollege Steven Sharpe, welcher ihre Songs toll ergänzte – selbiges Spiel zudem umgekehrt. Völlig offen und unverblümt witzelte er über seine Vorliebe für Männer: «This is a song about all my boyfriends» und spielte den überdrehten Witzbold voll aus. Die beiden sangen viel über die Liebe und die Naivität in jungen Jahren und rissen die Anwesenden mit.

Es kam eine bunte Runde von knapp U30 bis Ü50 im Bettstatt zusammen, wobei eine lockere, persönliche Atmosphäre herrschte. Diese sei Vera Kaufmann, eines der drei Teammitglieder, besonders wichtig, auch bei den übernachtenden Gästen. Sie würden Wert darauf legen, dass man mit den Menschen das Gespräch pflege und diese nicht einfach nur zum Vorüberziehen hierher kämen. So finden viele Bands, welche in der Schüür, der Bar 59 oder im Uferlos auftreten, einen passenden Unterschlupf. Musik spielt also eine wichtige Rolle im Bettstatt. Aber auch für andere Veranstaltungen steht das Lokal offen: Es stellt fürs Fumetto und andere Künstler*innen der Region aus und organisiert Privatanlässe – sogar ein Kuchensonntag findet den Weg ins B&B. Es scheint, man könne mit einer Idee kommen und diese hier umsetzen.

So erging es auch Dagmar Bucher, welche die Dublin Sud-Konzertreihe ins Leben gerufen hat: «Es handelt sich dabei um ein Heimweh-Projekt», meint sie. Die Neustadt-Bewohnerin verbrachte ein Jahr in Dublin, um als Sozialarbeiterin in einer Notschlafstelle zu arbeiten und brannte dafür, die wahnsinnige Kreativität vor Ort nach Luzern zu bringen. Als gelernte Buchhändlerin liebe sie die Fähigkeit der Leute, Geschichten zu erzählen, wie dies die beiden irischen Singer-Songwriter an diesem Abend vollbrachten.

Nach der ersten kurzen Pause des Konzerts fanden sich noch mehr Leute ein und nach einem zweiten Set voller Gefühl, Rhythm and Fun wurden Katie und Steven zwei Mal rausgeklatscht und -gepfiffen. Während des gesamten Abends wurde fleissig Bier gezapft. Roger Stalder, welcher mit Lucia Megaro und Vera Kaufmann den Laden schmeisst, berichtete bereitwillig und bot für eine andere Gelegenheit sogar eine Führung an, um die Brauerei, welche sich im Keller eingerichtet hat, zu besichtigen. «Stadtpfütze» nennt sich das feuchte Gold und mundete wohl.

Mit einem wunderschönen «What A Wonderful World» verabschiedeten sich die zwei sympathischen Musiker. Ihre Tour gehe noch weiter in der Schweiz und man erfuhr, dass sie am Morgen sogar beim Radio 3«fack» zu Gast waren, was wiederum einen Lacher auslöste. Ein wohliger Konzertabend ging zu Ende. Viel Engagement war zu spüren seitens der Betreiber*innen und Organisatoren. Ein Ort, der offen für kreative Ideen ist und sich Projekte – egal, ob es sich nun um einen Kuchenmorgen oder eine Fernweh-Konzertreihe handelt – verwirklichen lassen. Sehr cool.