Vage mit System

Museum im Bellpark Kriens, 9.4.2017: Das Museum im Bellpark zeigt eine Einzelausstellung von Emil Michael Klein. Dieser scheint seine Malereien alle demselben Formprinzip zu unterwerfen: Mit Linien teilt er die Leinwand in mehrere Farbflächen auf. Trotzdem ist die Schau nicht monoton, sondern zeigt eine Vielfalt von Mitteln und Bezugsmöglichkeiten.

Das grelle Hellgrün eines japanischen Ahorns leuchtet durch das Fenster, die Sonne wirft glänzende Flecken auf den Parkettboden. Im Raum sind fünf mit Öl und Acryl gemalte Bilder gehängt, deren Farben das lichte Blätterspiel aufzunehmen scheinen. Ihr fröhliches Geflecht lässt an eine Camouflage denken. Die Nachahmung der Natur zu militärischen Zwecken hat allerdings durchaus düstere Folgen für den, der sich täuschen lässt.

Und schon hat einen die Kleinsche Kunst in ihren ambivalenten Bann gezogen. Schillernd ist sie bereits wörtlich. Viele Farbflächen glänzen metallisch, häufig sind sie silbern. Aber auch der Einsatz der malerischen Mittel insgesamt ist vielförmig. Die Linie kann, schwarz gemalt, als Positiv oder, mit dem Pinsel ausgespart, als Negativ entstanden sein. Manchmal ist sie präzise gegen die neben ihr liegende Farbfläche abgegrenzt, manchmal läuft sie unscharf in diese aus, verläuft rund oder ums Eck, ist dünner oder dicker. Auch die Farbflächen können sich mehr oder weniger proportional zueinander verhalten, matt mit Acryl- oder glänzend mit Ölfarbe, gleichmässig oder ungleichmässig, deckend oder durchscheinend aufgetragen sein.

So ist die Camouflage nur ein mögliches Deutungsmuster, mit dem sich Kleins Malerei lesen liesse. Die Linien erinnern auch – in den silbernen Gemälden mit orangeroten Linien – an Blut- und rostige Gesteinsadern, an Nervenbahnen, die Umrisse einer zellenartigen Struktur oder – bei einem rosafarbenen Bild mit weiss ausgesparten Linien – an ein technologisches Netzwerk, etwa die Bahnen eines Mikrochips oder diejenigen eines städtischen Verkehrssystems. Alle Linien gehen über den Bildraum hinaus. Die endgültige Einordnung in einen Zusammenhang kann so gar nie gelingen. Damit führt die Ausstellung vor Augen, wie nahe das scheinbar rationale Systemische einer völligen Vagheit steht. Wie der von einer Camouflage Getäuschte sind wir gegenüber Kleins Malerei einer grundsätzlichen Unerkennbarkeit ausgeliefert.

Die Ausstellung im Museum im Bellpark in Kriens läuft noch bis am 9. Juli.

(Bild oben Nick Widmer, 2014, Bilder Ausstellung Meredith Stadler)