Und wir spielen Cowboy und Indianer

Eigentlich schade, dass kein Satiriker auf dieses Lied zurückgegriffen hat, während der grossen verbalen Schlacht gegen den Genossen Kavalleristen aus Teutonien. Einer jedoch ist bereits seit beinahe 70 Jahren am Wildwestspielen: Angy Burri, Hansdampf-in-allen-Gassen, Künstler in allen Sparten. Seit über 30 Jahren im Showbiz mit seiner Band Apaches, Schweizer Western- und Indianer-Kenner der ersten Stunde, Filmemacher des ersten Schweizer Western: «The Wolfer», Initiator des Westernballs in Luzern, begeisterter Harley-Davidson-Fahrer und vieles mehr. Gestern begeisterte er mit den Apaches im Pavillon am Quai.

Es lohnt sich alt zu werden in der Stadt Luzern. Erst letzten Samstag wurde Hans Erni geehrt – spät aber würdevoll. Angy Burri ist noch keine hundert Jahre alt und schaut auch nicht so aus, als er bloss mit Indianerstiefeln, Hemd und knappem Lendenschurz bekleidet, zusammen mit seinen Apachen, die Bühne entert. Trotzdem gibt's anlässlich seines 70. Geburtstags eine Ausstellung in der Kornschütte, Sondervorführungen seines Films «The Wolfer» im Stattkino, und eben: ein Konzert im Pavillon am Quai.

Zahlreich sind die Zuschauer erschienen. Grösstenteils in Jeans, Leder oder Bikerkluft. Ich wusste gar nicht, dass es in der Schweiz eine solche Koboi-Subkultur gibt. Heute Abend könnte Luzern auch Texas sein. Der ältere Herr neben mir wippt gemächlich im Takt, stimmt als Applaus nach jedem Song lautes Indianergeheul an. Beinahe wie Ueli Maurer mit seinem Freudenjuz. Zwei in die Jahre gekommenen Blondinen tanzen vor der Bühne.

Die Lieder klingen alle ein wenig ähnlich, countryesk, teilweise von harten Gitarrenriffs unterstützt. Jedoch immer währschaft, «with both feets on the ground». Die Publikumseuphorie wird dadurch in keinster Weise gedämpft. Im Gegenteil. Sie rocken unbeirrt. Denn Countrymusiker mögen auch Rock'n'Roll und haben alle ein wenig Boogie Woogie in ihrer Seele. «Jetzt kommt ein Song mit Message!» ruft Angy der Masse entgegen. Darauf outet er sich: Er steht auf Frauen. Frenetischer Applaus.

Die zweite Hälfte des Konzert bestreitet Angy Burri mit einem riesigen Federschmuck auf seinem Haupt und einer Bisonschädelgitarre in den Händen. Es kommt authentisch rüber, man nimmt es ihm ab. Der Luzerner Häuptling, Big Angy, der zu seinen Stammesgenossen singt. Er erzählt eine alte indianische Sage, zu hypnotischen Drum- und Bassbeats. Dieser Mann ist noch so voller Spielfreude und Vitalität, dass man ihm sein Alter gar nicht ansieht. Er braust vorwärts mit Vollgas. Irgendwann folgt dann noch der obligate Klassiker, dessen Titel er sich als Lebensmotto auf die Stirn tätowiert haben könnte. «Born to be wild!»

Die Ausstellung «Meine Träume habe ich mir immer selbst gemacht» in der Kornschütte, zu Ehren von Angy Burri ist noch bis am 19. Juni zu besichtigen.

Der Western «The Wolfer» läuft am 3. Juni um 21 Uhr im Stattkino Luzern.