... und sie bewegen sich doch!

Das Projekt «the fabulous dance machine» überschreitet musikalische Grenzen mit einem einzigen Ziel vor Augen: Das Publikum in Bewegung zu setzen. Dies gelingt nach einiger Aufwärmzeit in einer doch recht gut besuchten Jazzkantine. Zumindest in den vorderen Reihen.

Ort: Jazzkantine, Luzern. Zeit: 21 Uhr. Wetter: Zwischen Pflotsch und Regen. Stimmung: Psychedelisch. Leute: P. H. zog das Durchnittsalter mal wieder exponentiell nach unten. Mode: Von gewagt bis wagemutig. Flirtfaktor: -. Zustand des Kritikers: Lazaruslike. In wechselnder, stets hochkarätiger Besetzung bespielt der Luzerner Bassist und Elektroniker Jesús «jet» Turiño seit 2005 mit «the fabulous dance machine» regelmässig Luzerns Clubs. Und dies mit klaren Vorgaben: Der Abend ist nicht geplant, es bestehen keine einstudierten Strukturen, die Band entwickelt sich aus dem Moment. Ist dieser Ansatz der Improvisation im Jazz längst fester Bestandteil der musikalischen Entwicklung, stellt er für die DJ-orientierte Clubszene Neuland dar. Elemente aus Elektro, Funk, Urban, Jazz, Industrial, Metal oder House vermischen sich und werden je nach Zusammensetzung der «dance machine» mal so, mal so interpretiert. Es sind die Musiker, die mit ihren individuellen Werdegängen und Stilfärbungen einem Abend sein einmaliges Gesicht verleihen. Der Pressetext lügt nicht. An der Taufe ihrer CD «Live in Willisau», die – oh Wunder – live in Willisau, namentlich am lokalen Jazzfestival im Rahmen der Late-Spot-Reihe vom Tontechniker Bruno Muff mitgeschnitten und von Patrik Zosso abgemischt und nachbearbeitet wurde, gebärt die Maschine Tanzmusik vom Feinsten. Das Personal auf der Bühne gibt sich die Klinke in die Hand und je nach dem verändert sich auch die Musik. Chamäleonisch, ein Prisma aus Klangfarben.

Ganz unscheinbar beginnt das Konzert mit einem Schlagzeuger zwischen Soundcheck und Solo-Intro. Das Publikum gibt sich wenig irritiert und quatscht weiter, bis Fredy Studer das zweite Schlagzeug entert und es so richtig laut wird. Stille kehrt ein, jenseits der Bühne. Wechselstimmig gehts nicht nur musikalisch, sondern auch im Publikum zu. Mal lauscht es andächtig, wie etwa Bruno Amstads Ethno-Vokalimprovisationen, mal unterhält es sich angeregt, was eher bei den chilligen Parts der Fall ist. Vor dem Konzertsaal gibts CDs der verschiedenen Musiker zu kaufen – selbstverständlich u.a. auch die zu Taufende. Sogar reinhören kann man, dank eines herumstehenden Laptops. Diese Möglichkeit wird rege benutzt. Fazit: Improvisierte Musik in Luzern funktioniert – auch besucherzahlenmässig, wenn man die Werbetrommel genug rührt, hochkarätige Besetzungen verspricht und die Fähigkeit hat, sich auf einem solchen Niveau wie die fabulöse Tanzmaschine zu bewegen. Videos von früheren Auftritten gibt es hier. Und hier...