«Um weiterzukommen, muss man Altes zerstören» – Alvin-Zealot-Plattentaufe

Sagte Sänger Beni gegen Ende des Konzertes und zerquetschte vor dem Mikrofon eine Scheibe von «Tears of St. Lawrence», des zu taufenden Albums. Sonst sagt er nicht viel, aber das machts nichts, sie spielen lieber. Alvin Zealot sind die Luzerner Band der Stunde. Zu Recht, wie sie gestern an der Plattentaufe in der Luzerner Schüür bewiesen.

Der Vorhang öffnete sich, die Bühne war schön hergerichtet: Leuchtende Monitore und eine Leinwand, auf der zu Beginn Alvin heroisch posierte. Alvin Zealot tönten «The Dust and his Massive Chaos» an, den wohl stärksten Song des Albums, den man eine Woche zuvor am Funk am See schmerzlich vermisste. Im Publikum herrschte eine Spannung und Vorfreude, wie man sie bei lokalen Acts selten zu spüren bekommt. Die Band zog das Intro in die Länge und genoss die Bühnenpräsenz von der ersten Minute an sichtlich. Bevor Sänger Beni einen ersten Ton sang, blubberte er ins Mikrofon und dankte all den mithelfenden Leuten – Pflicht erledigt. Alvin Zealot spielen mit den Songs, ziehen Effekte in die Länge, rhythmisieren anders, verzieren Gesangsmelodien neu – ihre Songs sind ein Prozess, das Album höchstens ein Zwischenresultat. Das tönte gestern nicht nur stark, weil es perfekt abgemischt war. Der Band hört man den Eifer, die Spielfreude, die Souveränität und jede der vielen Proben an. Das stimmt, das sitzt und das überzeugt von A bis Z. Während gut einer Stunde bekam die gut gefüllte Schüür sämtliche Songs von «Tears of St. Lawrence», das bereits im Frühling erschienen war, zu hören – wie auch das Album bot das Set kaum Schwachpunkte. Sänger Beni hat eine Stimme mit einer enormen Durchschlagskraft und Spannbreite, er wirbelt auf der Bühne herum und lebt die Songs förmlich vor. (Er entschuldigte sich für die wenigen Ansagen, doch wer hat die vermisst?) Die Band, zurückhaltender, aber souverän, präsent und sympathisch. Der Stil: Keinem Hype zuzuordnen, aber von vielen Einflüssen von 70er-Rock bis Wave gekennzeichnet – sie machen einfach tolle Songs, fertig. Die vier Alvins (alle im unmittelbaren Post-Matura-Alter) setzen momentan auf die Musik – wenn sie das weiterhin so konsequent und überzeugend tun, ist ihnen ein hoffnungsvolle Zukunft gegönnt.

Alvin Zealot: Tears of St. Lawrence (Goldon/Irascible)