Überwältigende Bilderflut

David Renggli ist zu Gast im Museum im Bellpark in Kriens. Seine Ausstellung «The Charme of Ignorance» ist ein beeindruckendes Erlebnis.

Die Menge der Bilder an den Wänden des Museums wirkt erdrückend. Überall diese Bilder. Die Augen versuchen ein Kunstwerk zu fokussieren, doch es funktioniert nicht. Das Einzelne verliert sich im Ganzen und die Augen melden dem Gehirn zu fliehen. Trotz dieser Reizüberflutung bewegt man sich nicht von der Stelle. Man dreht den Kopf und will den ganzen Raum erfassen. Man reisst die Augen soweit wie möglich auf, lässt die Bilderflut wirken. Und so steht man im Zimmer des Museums; staunend und überwältigt. Man fällt in einen tranceartigen Zustand. Beim Erwachen fragt man sich, was denn eigentlich auf den Bildern drauf ist. Also geht man ein paar Schritte näher ran. Man erkennt hinter dem Glas eine Collage. Diese zusammengeklebten Kunstwerke erscheinen auf den ersten Blick chaotisch und planlos. Auf den Zweiten sieht man David Rengglis Konzept, oder man vermutet es zumindest: Er stellt Gegensätzliches gegenüber, seien dies Farben, Formen oder Themen. Die Collagen sind sehr minimalistisch, denn der Künstler arbeitete maximal drei Minuten an einem Stück. So sieht man beispielsweise auf einem Bild nur eine Buchseite mit einem Farbklecks drauf oder ein Foto eines Berges gekreuzt mit Säulen. Doch die einzelnen Bilder sind nicht relevant, vielmehr steht das Ganze im Zentrum. So ist es auch nicht verwunderlich, dass der 38-jährige Zürcher insgesamt über 2000 solcher Bilder kreiert hat. Die Ausstellung «The Charme of Ignorance» wurde speziell für das Museum im Bellpark konzipiert. Renggli plante deshalb im Vorfeld der Ausstellung minutiös, wo welcher Bilderrahmen hingehört. So konnte er jeden Rahmen so aufhängen, dass auf allen Seiten ein Abstand von sechs Zentimetern zum nächsten Bild besteht. Dadurch schaffte er eine Struktur im vermeintlichen Chaos der Bilderflut. Der Künstler verwandelte so das Museum in eine konzipierte Wunderkammer, für die die Bezeichnung Ausstellung nicht mehr zutrifft. Besser passt der Begriff Erlebnis.

David Renggli: «The Charme of Ignorance». Bis 6. Mai, Museum im Bellpark